680

 

 Es ist Mitte Mai Der Tag der Abreise rückt immer näher. Peter und Heinrich haben letzte Woche die letzte Auslieferung an Nägel nach Trier gebracht. Bei dieser Gelegenheit hatten sie auch den Auswanderungsagenten Lenz aufgesucht. Als sie jedoch erfuhren, was es kosten würde, wenn er für die Familien die Reise zum Hafen nach Antwerpen und die Überfahrt organisiere, haben sich Peter, Heinrich und ihr Schwager kurzerhand entschlossen es selbst in die Hand zu nehmen. Schließlich wollte man sein Gespartes für wichtigeres in Amerika aufbewahren. Anstatt mit Postkutschen nach Antwerpen zu reisen wollte man lieber den Umweg über die Flüsse Mosel und Rhein nehmen und so wie es möglich sei auf Frachtkähnen reisen. Zur Not könne man sich auch ein Fuhrwerk organisieren und auch zu Fuß gehen. Die Vorbereitungen verliefen prächtig. Die Männer zimmerten stabile Reisekisten aus Holz. Die Frauen bereiteten Proviant für die lange Reise vor. Eingekochtes Obst, Marmelade, Sauerkraut, Pökelfleich. Die Schinken und Würste hingen noch im Räucherkamin. Oma Elisabeth strikte Strümpfe und Pullover für die Kinder. Anna Maria nähte Kleider, Hosen. Peter besorgte beim Schumacher Schabbach Schuhe. Heinrich verkaufte noch seinen Kartoffelacker an den Jäp und Hammer, Amboss und die verbliebenen Eisenstäbe an die Nagelschmieden in Hermeskeil. In ein paar Tagen wollten insgesamt 4 Familien aus dem Dorf und ein Junggeselle aus Abtei sich auf den Weg nach Amerika machen. Am Vorabend der Abreise versammelten sich noch einmal alle Auswanderer vor dem Gasthaus des Johannes Düpre um anschließend ein letztes mal durch die Straßen zu ziehen und auch auf dem Friedhof ein paar letzte Blumen auf die Gräber der Verstorbenen der Familie zum Abschied zu legen. Als sich alle wieder vor dem Gasthaus zusammengefunden hatten war auch der Lehrer mit einer kleinen Gruppe seiner Schüler eingetroffen. Nahezu das ganze Dorf hat sich versammelt um den Amerikafahrern Lebewohl und Glück zu wünschen. Auf das große Bierfass vor dem Haus steigt der Lehrer und beginnt eine Rede zu halten.

 
Lehrer

Meine lieben Auswanderer, die ihr in einigen Stunden Euch aufmachen werden in eine Neue Welt, in ein Land das man Amerika nennt.

Ein Land in das schon viele aus unserem Dorf gegangen sind.

Ein Land das noch keiner von uns gesehen hat und doch soviele Hoffnungen weckt. Amerika, so erzählen die Briefe die wir aus Amerika erhalten haben und auch in den Büchern und Zeitungen liest man, dass dort das Land ist wor Milch und Honig fließen.

Die Hoffnung, daß auch ihr, weit hinter dem großen Ocean Atlantik, ein besseres und leichteres Leben findet werdet ist Ansporn das große Wagnis einzugehen.

Es erfordert Mut sein Schickssal so beherzt in die eigenen Hände zu nehmen und fernab der vertrauten Heimat ein neues Leben zu beginnen.

 

Wir stehen hier um Euch Glück, eine wohlbehaltene Überfahrt und Wohlergehen in Eurer baldigen neuen Heimat zu wünschen und dass alle Eure Hoffnungen auf eine bessere Zukunft in Erfüllung gehen werden.

MargretDas hat er aber wirklich schön gesagt.
LehrerZum Abschied haben die Kinder ein Liedchen einstudiert.

Der Lehrer dreht sich zu den Kindern. Hebt beide Arme und die Kinder stimmen das Lied „Wir fahren nach Amerika“ an. Als das Lied verklungen ist sieht man nicht nur bei den Auswandereren ein paar Tränchen in den Augen. Johannes Düpre, der Wirt kommt noch mit Schnapsflaschen und Gläsern aus seiner Wirtschaft.

Joh. D.

Damit ihr Euch immer an Eure Heimat und an Euer Dorf Damflos erinnern möget.

Lasst uns ein letztes mal zusammen ein Gläschen trinken.

Noch eine ganze Weile stehen die Leute zusammen und Unterhalten sich. Natürlich über Amerika. Noch ein letztes mal in den alten Betten schlafen und dann geht es los. Szene 15 680NULL

 

681 Der Tag des endgültigen Abschieds ist da. Peter hat zum letzten mal den Braunen vor den Wagen gespannt. Die Reisekisten sind aufgeladen. Die ganze Familie und die Nachbarn stehen vor dem Haus. Auch die beiden anderen Brüder Hubert und Christian sind zum Abschiednehmen gekommen.

 
Peter

Es ist soweit. Es kann gleich losgehen.

Kinder. Verabschiedet Euch noch von Oma und dann alle auf den Wagen.

Anna Maria hat die kleinste auf dem Arm und drückt sie Oma Elisabeth ein letztes mal in die Hände.

Anna MariaOma. Es ist soweit. Gib der kleinen noch einen Kuss und wünsche uns Glück.
Oma

Am liebsten würde ich mit Euch kommen.

Aber ich bin einfach zu alt.

Anna Maria

Wir schreiben Dir sobald wir in Amerika angekommen sind.

Hubert wird es Dir dann vorlesen.

Dann steigt auch Anna Maria auf den Wagen. Oma Elisabeth reicht ihr die kleine Barbara.

Oma

Ich wünsche Euch viel, viel Glück in dem Amerika.

Wenn ihr den Johannes dort trefft, sagt ihm ganz viele Grüße von mir.

Und schreibt mir wenn ihr drüben seid.

PeterMutter. Das machen wir auf jeden Fall
HeinrichWir schreiben Dir so oft wie möglich und erzählen Dir wie es uns und den Kindern geht.
PeterSo. Jetzt alle Frauen und Kinder auf den Wagen. Es geht los.

Die Straße herüber kommen nun auch Peter Kaup, Maria und die drei Kinder.

Heinrich

Da seid ihr ja. Wir haben schon gedacht, ihr hättet es euch anders überlegt.

Wir wären auch ohne Euch gefahren (... und lacht)

MariaDas hätte ich Dir auch noch zugetraut.

Auch Maria, die Kinder und ihr Mann sagen noch lebewohl zur Oma.         

Peter

Maria und die Kinder, ihr geht auch auf den Wagen.

Die Männer gehen nebenher zu Fuß

Peter nimmt die Zügel des Braunen in die Hand. Auf der anderen Seite geht Hubert. Alle winken nocheinmal Oma und den Nachbarn zu die vor dem Haus stehen. Die Holzräder knarren und die Frauen und die Kinder auf dem Wagen singen das Lied „Wir fahren nach Amerika“ Ein paar der Nachbarn folgen dem Wagen noch bis zum Dorfausgang und sehen zu bis sie hinter der Kurve an der Mühle abbiegen und nicht mehr zu sehen sind. Szene 16 681NULL

 

682

Gut fünf Stunden sind sie jetzt schon unterwegs und erreichen die Mosel-Anlegestellen im Hafen von Trier.
Hier kennen sich Peter und Heinrich aus. Hier hatten Sie Ihre Eisenstäbe für die Schmiede eingekauft. An den Anlegestellen liegen wie gewohnt die Moselfrachter, die Personenschiffe, auch Eilyachten genannt und kleine Ruderboote.
Seit einigen Jahren legt das Dampfschiff "Ville de Metz" im Hafen von Trier an das regelmäßig die Strecke von Metz nach Koblenz fährt. Schon von Weitem ist der ankommende Moseldampfer zu sehen. Dicker Rauch steigt aus dem Schornstein und man sieht wie die großen Schaufelräder sich drehen.

 

Von allen Seiten kommen die Leute herbeigelaufen und bestaunen das imposante Ereignis, wie es sich mit langsam drehenden Schaufelrädern der Anlegestelle nähert.

Auch Peter und Heinrich haben die Ankunft des Dampfbootes erst einmal gesehen. Anna Maria, Margret und Maria sind ganz fasziniert und auch die Kinder machen große Augen als das schornsteinrauchende und laut stampfende Ungetüm heranfährt.

 

 
Anna-MariaSchau mal Karlchen. 
Karlchen (Kind)ohhh Mama. Ist das ein Schiff?
Anna-MariaJa. So etwas habe ich auch noch nicht gesehen.
PeterDas ist das neue Dampfschiff. Es fährt einmal die Woche von Metz nach Koblenz und wieder zurück.
MargretWerden wir damit bis nach Koblenz fahren?
HeinrichDas wäre schön. Aber das können wir uns leider nicht leisten.
Karlchenoh schade
PeterSeht. Ein paar Meter weiter liegt ein Moselfrachter.
Der Bootsmann ist gerade dabei seine Fracht einzuladen.
Ich gehe mal zu ihm hin und frage ihn ob er uns vielleicht ein Stück moselabwärts mitnehmen kann.

 

Szene 17 682

Gut fünf Stunden sind sie jetzt schon unterwegs und erreichen die Mosel-Anlegestellen im Hafen von Trier.
Hier kennen sich Peter und Heinrich aus. Hier hatten Sie Ihre Eisenstäbe für die Schmiede eingekauft. An den Anlegestellen liegen wie gewohnt die Moselfrachter, die Personenschiffe, auch Eilyachten genannt und kleine Ruderboote.
Seit einigen Jahren legt das Dampfschiff "Ville de Metz" im Hafen von Trier an das regelmäßig die Strecke von Metz nach Koblenz fährt. Schon von Weitem ist der ankommende Moseldampfer zu sehen. Dicker Rauch steigt aus dem Schornstein und man sieht wie die großen Schaufelräder sich drehen.

 

Von allen Seiten kommen die Leute herbeigelaufen und bestaunen das imposante Ereignis, wie es sich mit langsam drehenden Schaufelrädern der Anlegestelle nähert.

Auch Peter und Heinrich haben die Ankunft des Dampfbootes erst einmal gesehen. Anna Maria, Margret und Maria sind ganz fasziniert und auch die Kinder machen große Augen als das schornsteinrauchende und laut stampfende Ungetüm heranfährt.

 

682

 
PeterHeinrich kommst Du mit. Wir fragen mal da drüben nach ob man uns ein Stück mitnimmt.
HannesPapa, darf ich auch mit?
PeterJa gut. Springe runter vom Wagen.
ErzählerPeter geht auf den Bootsmann zu.

                    

PeterGuten Tag. Ist das hier ihr Boot?
BootsmannJa. Warum fragt ihr?
Peter

Da drüben sind meine Leute.

Wir sind unterwegs nach Amerika

Bootsmann

Bis Amerika fahre ich mit meinem Kahn aber bestimmt nicht.

Bis nach Koblenz und dann wieder zurück.

PeterHättet ihr noch Platz für uns und würdet uns bis nach Koblenz mitnehmen?
BootsmannWieviele seid ihr denn?
PeterSechs Erwachsene und zehn Kinder.
Bootsmann

Da scheint ja ein halbes Dorf auszuwandern.

Bis Koblenz kann ich Euch mitnehhmen.

Die Kinder umsonst und für Euch sechs Erwachsenen zusammen 3 Thaler.

PeterHmm 3 Thaler.
BootsmannWenn ihr wollt könnt ihr auch zu Fuß bis Koblenz.
PeterUnd wenn wir Männer beim Verladen der Fracht helfen?
BootsmannNa gut. Ich habe heute meinen großzügigen Tag. Die Säcke und die Fässer die am Ufer stehen müssen noch eingeladen werden. Bringt die Sachen auf das Boot und dann können wir ablegen.
HeinrichIch sage den anderen Bescheid.
ErzählerDie Familie steht noch immer staunend da und sieht dem dem großen Moseldampfer zu. Das Schiff hat inzwischen angelegt und Männer, Frauen und Kinder kommen den Anlegesteg herunter.
Es sind durchweg sehr gut gekleidete Leute. Die Männer in Anzug und Mantel, die Frauen in schicken Kleidern und einige auch mit Hut auf dem Kopf. Es sind vor allem Reisende aus Metz, Geschäftsleute und Weinhändler.
HeinrichDer Moselkahn da drüben nimmt uns alle bis nach Koblenz mit.

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Anna-MariaSchau mal Karlchen. 
Karlchen (Kind)ohhh Mama. Ist das ein Schiff?
Anna-MariaJa. So etwas habe ich auch noch nicht gesehen.
PeterDas ist das neue Dampfschiff. Es fährt einmal die Woche von Metz nach Koblenz und wieder zurück.
MargretWerden wir damit bis nach Koblenz fahren?
HeinrichDas wäre schön. Aber das können wir uns leider nicht leisten.
Karlchenoh schade
PeterSeht. Ein paar Meter weiter liegt ein Moselfrachter.
Der Bootsmann ist gerade dabei seine Fracht einzuladen.
Ich gehe mal zu ihm hin und frage ihn ob er uns vielleicht ein Stück moselabwärts mitnehmen kann.

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PeterHeinrich kommst Du mit. Wir fragen mal da drüben nach ob man uns ein Stück mitnimmt.
HannesPapa, darf ich auch mit?
PeterJa gut. Springe runter vom Wagen.
ErzählerPeter geht auf den Bootsmann zu.

 

                    

PeterGuten Tag. Ist das hier ihr Boot?
BootsmannJa. Warum fragt ihr?
Peter

Da drüben sind meine Leute.

Wir sind unterwegs nach Amerika

Bootsmann

Bis Amerika fahre ich mit meinem Kahn aber bestimmt nicht.

Bis nach Koblenz und dann wieder zurück.

PeterHättet ihr noch Platz für uns und würdet uns bis nach Koblenz mitnehmen?
BootsmannWieviele seid ihr denn?
PeterSechs Erwachsene und zehn Kinder.
Bootsmann

Da scheint ja ein halbes Dorf auszuwandern.

Bis Koblenz kann ich Euch mitnehhmen.

Die Kinder umsonst und für Euch sechs Erwachsenen zusammen 3 Thaler.

PeterHmm 3 Thaler.
BootsmannWenn ihr wollt könnt ihr auch zu Fuß bis Koblenz.
PeterUnd wenn wir Männer beim Verladen der Fracht helfen?
BootsmannNa gut. Ich habe heute meinen großzügigen Tag. Die Säcke und die Fässer die am Ufer stehen müssen noch eingeladen werden. Bringt die Sachen auf das Boot und dann können wir ablegen und ihr seid mit 1 Thaler dabei.
HeinrichAbgemacht. Ich sage den anderen Bescheid.
ErzählerDie Familie steht noch immer staunend da und sieht dem dem großen Moseldampfer zu. Das Schiff hat inzwischen angelegt und Männer, Frauen und Kinder kommen den Anlegesteg herunter.
Es sind durchweg sehr gut gekleidete Leute. Die Männer in Anzug und Mantel, die Frauen in schicken Kleidern und einige auch mit Hut auf dem Kopf. Es sind vor allem Reisende aus Metz, Geschäftsleute und Weinhändler.
HeinrichDer Moselkahn da drüben nimmt uns alle bis nach Koblenz mit.
Erzähler

Die Männer laden die Fracht in das Boot und die Frauen machen es sich mit den Kindern inzwischen gemütlich im hinteren Teil des Frachtkahns.

Eine halbe Stunde später geht es schon los. Der Bootsmann zieht das kleine Segel auf und schon geht es in mäßiger Fahrt moselabwärts.

Die Fahrt auf dem Schiffchen ist es zwar etwas beengt, aber alle sind froh gelaunt und guten Mutes.

 

Hier noch ein paar Eindrücke von der Mosel, anderen Schiffen und Vorbeiziehenden Weinbergen

 

Gegen Abend haben sie Winningen erreicht und machen hier halt.

Bootsmann

Zur Übernachtung kann ich Euch den Gasthof „Goldener Anker“ empfehlen. Das ist für die Frauen und Kinder besser als hier auf dem Boot zu übernachten.

Ich bleibe hier. Einer muss ja auf die Ladung aufpassen.

Peter

Das ist ein guter Vorschlag.

Wenn es Ihnen nichts ausmacht, leiste ich Ihnen Gesellschaft. Zwei die das Boot bewachen ist besser als nur einer.

BootsmannGerne.
Peter

Heinrich, Pitt. Ihr geht mit den Frauen ins Gasthaus.

Ich bleibe hier und bewache unsere Sachen mit.

HeinrichJa gut. Ich bringe Euch nacher noch einen Krug Viez ans Boot.
BootsmannViez gibt es hier nicht. Wein wäre aber auch in Ordnung.
Erzähler

Die beiden Männer mit den Frauen und Kindern sind in den Ort.

Es ist ruhig an der Anlegestelle. Die Moselwellen schlagen an die Bootsplanken, aber sonst ist still. Nur die Lichter aus dem Ort sieht man und hie und da eine Stimme herüberklingen.

Peter und der Bootsmann machen es sich gemütlich.

Bootsmann

So. Ihr wollt also mit Kind und Kegel nach Amerika.

Glaubst Du denn dass es dort besser ist als hier?

PeterIch hoffe doch sehr.
BootsmannEin solches Abenteuer würde ich in meinem Alter nicht mehr wagen. Als Frachtschiffer auf der Mosel kann ich ganz gut davon leben. Die Arbeit ist nicht leicht. Aber wo gibt es schon leichte Arbeit. Nebenher baue ich noch einwenig Weintrauben an. Vom Zuverdienst aus dem Wein komme ich mit meiner Famile einigermaßen über die Runden.
PeterDu hast noch ein Weingut?
Bootsmann

Weingut ist etwas übertrieben. Es reicht für etwa 2 Hektoliter Wein. Mehr ist es nicht.

Was habt ihr so gemacht, bevor ihr Euch für’s Auswandern entschieden habt?

Peter

Ich bin Nagelschmid und zusammen mit meinem Bruder haben wir Nägel für Schuster und Zimmerleute gemacht.

Aber die Nagelschmide bringt nichts mehre ein und so haben wir ...

Erzähler

So unterhalten sich die beiden Männer noch eine ganze Weile und erzählen sich ihre Lebensgeschichte.

Der eine vom Hierbleiben und der Andere von der Hoffnung auf ein besseres Leben in der neuen Welt.

Die Nacht vergeht. Alles ist ruhig geblieben und am Morgen kommen die anderen zurück zum Boot.

Koblenz ist nicht mehr allzu weit und man erreicht noch am frühen Vormittag die Anlegestellen.

Hier ist die Fahrt auf dem kleinen Moselfrachtschiffchen zu Ende.

Bootsmann

So. Hier müsst ihr nun sehen wie ihr weiterkommt.

Ihr könnt von hier den Rhein abwärts mit einem der neuen Dampfschiffe fahren oder versuchen auf einem der vielen Rheinfrachter mitzukommen.

Auf jedenfall wünsch ich Euch eine gute Weiterreise und viel Glück in Amerika.

Erzähler

Peter, Heinrich und Pitt packen ihre Sachen auf den Quai und alle verabschieden sich herzlich von dem Bootsmann.

 

683

Szenenbeschreibung:

 

Warten auf die Abfahrt der Harriet Hoxie

Szene 18

 

 683Es ist noch nicht Mittag. Die Auswanderergesellschaft steht am Quai und sieht sich um.Es ist sehr geschäftig im Hafen von Koblenz. Ein Rheindampfer kommt soeben angerollt. Menschen mit Koffern und Taschen drängen sich um die Anlegestelle.   

 
HeinrichWie weit der wohl fährt?
MargretIch frage mal die Leute davorne. Halte mal die Kleine.
ErzählerMargret läuft zu den Leuten mit den Taschen und Koffern.
MargretEntschuldigen Sie. Können Sie mir sagen wo das Dampfboot hinfährt?
Mann aus der GruppeBis nach Holland. Bis nach Dordrecht.
MargretFahren sie bis dorthin?
Frau aus der GruppeJa, wir wollen nach Antwerpen.
Margret

Wir auch. Danke.

Wollen Sie auch nach Amerika?

Frau aus der GruppeJa, wir kommen aus der Pfalz. Wir sind gestern hier in Koblenz angekommen und fahren heute weiter.
MargretGlauben Sie wir können auf dem Boot noch mitfahren?
Mann aus der Gruppe

Das weiß ich nicht.

Fragen Sie doch mal beim Bootskapitän nach?

MargretDanke.
Erzähler.. und rennt zurück zu ihren Leuten.
Margret

Das sind auch Leute die nach Amerika wollen.

Fragen wir doch mal beim Kapitän nach ob wir mitfahren können.

HeinrichWo ist der denn, denn wir fragen können?
MargretWeiß ich nicht. Auf dem Schiff villeicht?
PeterBis wohin fährt den der Dampfer? Was kostet das denn wenn wir mit dem hier fahren?
Anna-MariaPeter. Frag doch mal.
PeterAlso gut.
Erzähler

Das Dampfschiff hat inzwischen angelegt.

Einer vom Schiffspersonal kommt an den Landungssteg und spricht mit einem Mann aus der Menschengruppe. Er zeigt ihm ein Papier und winkt dann der Gruppe zu auf das Boot zu kommen.

Als alle über den Steg in das Boot gelangt sind geht Peter zu dem Mann der noch immer am Landungsteg steht und das AnBordGehen kontrolliert hat.

PeterGuten Tag. Sind Sie der Kapitän des Bootes?
Dampfschiffofficier

Nein nein (und lacht). Ich bin der erste Officier auf diesem Dampfboot.

Haben Sie eine Fahrkarte?

PeterNein noch nicht. Wo kann man denn die Fahrkarten kaufen?
DampfschiffofficierIn dem Gebäude da drüben. (und zeigt mit ausgestrecktem Arm auf ein Fachwerkhaus)
PeterDanke. Wo genau fährt das Dampfschiff den hin?
DampfschiffofficierBis nach Dordrecht und dann wieder zurück.
Peter

Was kostet denn eine Fahrkarte?

D.h. wir sind drei Familien mit Frau und Kindern.

Dampfschiffofficier

Gehen Sie am besten in das Office da drüben. Da wird man Ihnen weiterhelfen und die Fahrkarten verkaufen.

Wir legen allerdings in einer halben Stunde wieder ab. Sie müssen sich beeilen.

PeterDanke
Erzähler

Peter Heinrich und Pitt begeben sich zusammen in das Office

Sie fragen nach den Fahrkarten.

Nach einigem Verhandeln und Erklären erstehen sie für die ganze Gruppe noch Restplätze in der dritten Klasse.

PeterSo nun aber schnell, dass und das Boot nicht davonfährt.
HeinrichDas war jetzt zwar nicht ganz billig, aber wir gewinnen dadurch eine Menge Zeit.
PeterAuf geht’s
Erzähler

Peter läuft vor, zu dem Officier, der noch immer am Anlegesteg steht und zeigt ihm die Schiffskarten.

Dann winkt er alle herbei und sie betreten zum ersten mal in ihrem Leben ein richtiges Dampfschiff.

Ein tolles Gefühl. Jetzt hat das Abenteuer Auswanderung so richtig begonnen.

Mit Sack und Pack und ihrer selbstgezimmerten Transport- und Proviantkiste führt sie ein Mitglied des Schiffspersonals in die unteren Decks wo die Reiseplätze für die dritte Klasse sind.

Es sind noch andere Passagiere dort die sich schon auf den Bänken eingerichtet haben.

Ein paar Plätze sind noch frei die sofort von den drei Familien in Beschlag genommen werden.

Kaum haben sie sich niedergelassen als auch schon die Dampfsirene des Bootes ertönt. Es rückelt etwas und das Boot scheint sic h zu bewegen.

MargretEs geht los
AnnaJa, ich glaube auch. Wir haben abgelegt.
Frau aus der Gruppe der anderen Paasagiere (Erna)

Ist wohl Eure erste Fahrt.

Wo geht es denn hin?

MargretWir fahren nach Amerika.
Erna

Alle Achtung. Und das gleich mit der ersten Fahrt auf einem Schiff.

Mein Mann und ich. Wir steigen in Köln wieder aus.

Andere Frau aus der Gruppe der Passagiere (Gertrud)Nach Amerika?
MargretJa
Gertrud

Wir auch. Mein Mann, ich und unsere drei Kinder.

Wir sind aus der Pfalz. Und ihr?

MargretWir sind aus Damflos.
GertrudWo ist denn das um Himmelswillen?
MargretDas ist im Hochwald, im Hunsrück.
GertrudAuch so eine arme Gegend wie bei uns.
AnnaWir hoffen, dass es uns in Amerika besser gehen wird.
Erna

Da müsst ihr aber eine Menge Gottvertrauen haben.

Na, ich wünsche Euch alle Gute.

GertrudSie sind aber pessimistisch.
ErnaIch habe so meine Erfahrungen gemacht.
MargretBesser als hier wird es allemal.
Gertrud

Genau. Überall findet man etwas besseres als den Tod.

So steht es schon in der Geschichte von den Bremer Stadtmusikanten.

Erzähler

Die Unterhaltung geht auf diese Weise noch eine ganze Weile weiter.

Gertrud und Margret lassen sich nicht verdrießen.

Das Schiff fährt ruhig auf dem Rhein dahin. Man hört das Stampfen der Dampfmashine und das Schaufeln des großen Wasserrades.

Peter ist derweil mit Karlchen auf das Oberdeck und sehen sich die Rheinlandschaft an.

  

Szene 18 684

Szenenbeschreibung:

 

An Bord gehen.
Man richtet sich im Schiff ein.

Szene 19

 

684Drei Tage sind sie nun schon auf dem Rhein unterwegs.Mit einigen aus der Gruppe die in Koblenz auch in das Dampfboot eingestiegen sind haben sich Margret, Anna und die anderen näher kennengelernt.Die Fahrt auf dem Rhein war somit recht angnehm und kurzweilig verlaufen.Man teilt das gleiche Schicksal und die gleichen Hoffnungen. Das verbindet.Das Ziel des Rheindampfers ist fast erreicht. Die Häuser von Dordrecht sind schon zu sehen. Das  Gepäck und die weiteren Habseligkeit hat man zum Verlassen des Bootes schon bereitgestellt.

 
GertrudDas ist schön, dass wir uns kennengelernt haben.
MargretWie geht es für Euch jetzt weiter?
GertrudUnser Reiseagent hat alles organisiert. Ich glaube wir steigen in ein anderes Boot um, dass uns dann nach Antwerpen zu unserem bereitstehenden Segelschiff bringen wird.
Margret

Wir müssen erst sehen, wie wir nach Antwerpen kommen.

Peter weißt Du wie wir nachher weiter müssen?

Peter

Das kann ich jetzt noch nicht sagen.

Vielleicht nehmen wir auch so ein Schiff oder wir versuchen die 50km nach Antwerpen über Land zu organisieren. Das werden wir sehen.

Gertrud

Dann werden wir uns wahrscheinlich nicht wiedersehen.

Vielleicht, so Gott will, in Illinois in Amerika.

AnnaJa, vielleicht.
MargretDann wünschen wir Euch eine gute Überfahrt und viel viel Glück in Amerika.
Erzähler

Das Dampfboot hat inzwischen die Anlegestellen von Dordrecht erreicht.

Die Passagiere begeben sich schon zu dem Ausgang.

Erste Klasse zuerst, dann die 2. Klasse und zuletzt die Passagiere der 3.Klasse.

Am Quai verabschieden sich die neugefundenen Freunde wieder.

Die Gruppe aus der Pfalz bewegt sich zu einem Kanalschiff am Ostquai während unsere Auswanderer beratschlagend zusammenstehen wie sie als nächstes vorgehen wollen.

PeterAlso Leute wie wollen wir weiter?
PittDu bist doch der große Organisator?
PeterEin vernünftiger Vorschlag wäre mir lieber.
HeinrichIch frage mal nach was diese Kanalschiffchen kosten um uns nach Antwerpen bringen können.
Peter

Das ist doch schon mal ein guter Vorschlag

Ich hör mich mal um ob es eine Möglichkeit gibt Antwerpen auf dem Landweg zu erreichen.

Und Du Pitt? Was gedenkst Du zu machen?

PittHmm
Peter

Das ist nicht besonders viel.

Nun gut. Bleib Du bei den Frauen und Kindern und pass wenigstens auf dass uns nichts geklaut wird.

Erzähler

So sind die Aufgaben verteilt.

Heinrich ist schon nach einer viertelstunde zurück.

PittUnd?
HeinrichWie und?
PittWas hast Du erfahren?
Heinrich

Das sind richtige Halsabschneider.

Erstens verstehst Du diese Holländer kaum und dann wollen die für den Transfer nach Antwerpen 25 Thaler. Die spinnen doch.

PittDa muss man verhandeln!
HeinrichDann wär’st Du doch Fragen gangen. Du Besserwisser.
PittDu hast Dich doch vorgedrängt.
HeinrichWenn Du mir jetzt blöd kommst, sieh doch selbst wie Du weiterkommst.
AnnaJetzt hört doch mal auf.
HeinrichIst doch wahr.
MargretSieh da hinten kommt der Peter
PittAh unser großer Meister und Organisator
MariaPitt. Halt’ jetzt mal die Fresse.
Peter

Ich hab einen Bauern gefunden, der uns morgen mit seinem Pferdewagen nach Antwerpen bringt.

Übernachten können wir bei ihm.

PittSag ich doch ... unser großer Alleskönner.
Peter

Was ist los?

Ist was?

Anna-Maria

Lass ihn. Er ist heute nicht gut drauf.

Ja, das hört sich doch gut an.

PeterWürde es auch mit einem Kanalschiff gehen?
HeinrichDas kostet für uns alle 25 Thaler. Halsabschneider.
Peter

Gut. Dann nehmen wir morgen den Pferdewagen.

Mit der Übernachtung bei dem Bauer kostet uns das 5 Thaler.

Das ist zwar noch immer ein stolzer Preis aber vertretbar.

Er wartet auf uns da drüben.

Erzähler

Die Familien begeben sich zu dem Bauer, der mit seinem Pferdewagen am Hafeneingang auf sie wartet und fahren zu ihm auf seinen Hof.

Am anderen Tag machen sie sich schon früh morgens auf den etwa 50km langen Weg nach Antwerpen.

Der Bauer, er heißt Jan, ist ein gutmütiger und dennoch geschäftstüchteger Mann. Er verdient sich gerne etwas dazu indem er Auswanderer mit seinem Wagen nach Antwerpen befördert.

Es sind viele die in der jetzigen Zeit seine Dienste in Anspruch nehmen.

Auch kennt er sich mit Unterkünften in Antwerpen aus und kann seinen Reisenden dieses und jenes empfehlen.

Am späten Nachmittag kommt die Reisegesellchaft in Antwerpen an.

Wie unterwegs mit ihm besprochen fährt er sie zu einer Herberge in der Nähe des Hafens.

JanDa sind wir.  (holländisch gefärbt)
Erzähler

Jan geht in die Herberge und spricht mit dem Herbergsbesitzer.

Dieser steckt ihm ein paar Münzen zu und dann verabschieden sie sich mit einem Handschlag.

Jan

Es ist alles wie besprochen geregelt. Die 7 Thaler Logiekosten für die Woche bezahlt ihr gleich beim Herbergsvater.

Dann wünsche ich Euch noch eine gute Weiterreise und ein glückliches und gesundes Ankommen in Amerika.

Erzähler

Jan schwingt sich wider auf den Bock seines Pferdewagens und trabt davon.

Die drei Familien quartieren sich in der Herberge ein.

Für jede Familie gibt es ein kleines Zimmer in dem nichts weiter als zwei Betten und zwei kleinere Liegen stehen.

Es ist einfach, sehr spartansich aber sauber.

Zu Essen gibt es in einem größeren Saal in dem mehrere Reihen Holztische mit Holzbänken stehen. Um 7 Uhr gibt es Abendessen und der Saal ist nahezu voll besetzt.

Der Herbergsvater und zwei weitere kräftige junge Burschen bringen zwei große Kessel mit Suppe. Eine Frau verteilt Brot und Krüge mit Wasser.

Unsere Auswanderer haben inzwischen auch Platz genommen.

HeinrichIch hab richtig Kohldampf. Was ist enn gutes in den Kesseln?
MargretSuppe nehme ich an.
PeterHoffentlich ein Stück Fleisch drin.
MargretIch frage mal ob wir auch milch für die Kinder bekommen können.

             Szene 19 685

Szenenbeschreibung:

 

Auslaufen aus dem Hafen
Der letzte Blick auf die Küste der alten Welt

Szene 20

 

685

Es ist 7:00 uhr morgens.

 

Peter, Heinrich, Anna, Margret und die Kinder betreten den großen Essenssaal der Herberge. Mehr als die Hälfte der Plätze sind schon besetzt. Die vielen Stimmen in den unterschiedlichsten deutschen Dialekten, Französisch,  Schweizerisch und wahrscheinlich noch ein paar andere Sprachen erfüllen den Raum wie ein babylonisches Wirrwar.

Auf den Tischen stehen Teller und Becher, Brote und Gläser mit Marmelade, Fisch, Gurken .... Zwei Frauen verteilen Krüge mit Milch und Wasser auf den Tischen.

 
AnnaDa drüben ist noch Platz an einem Tisch.
ErzählerDie beiden Familien zwängen sich ducrh den Saal zu dem Tisch.
Ein Ehepaar mit zwei Kindern sitzen an dem Tisch.
AnnaEntschuldigung. Ist hier noch Platz für uns?
Mann am Tisch (Hans)(auf Schwäbisch) Ja, nehmt nur reichlich Platz.
AnnaDanke sehr.
Kommt. Hier können wir uns hinsetzen.
ErzählerDie anderen nehmen Platz und schon ist der große Holztisch voll besetzt.
HansIhr seid neu hier?
PeterJa, wir sind gestern Abend eingetroffen.
HansWo kommt ihr her?
AnnaHunsrück
HansAah
PeterAus welcher Ecke Deutschlands seid Ihr?
HansSchwäbische Alb.
PeterIhr seid auf dem Weg in die neue Welt?
HansJa. Wir gehen nach Ohio. Mein Onkel ist schon vor 10 Jahren dorthin ausgewandert.
Wollt ihr auch nach Amerika?
PeterJa. Wir sind auf dem Weg nach Illinois.
Unser Bruder letztes Jahr dorthin und unsere Cousins schon vor 10 Jahren. 
Wir sind erst gestern hier angekommen.
Heute werden wir uns nach einem Schiff umsehen, das uns nach Amerika bringen kann.
HansAah Euch waren die Auswandereragenten auch zu teuer?
Uns auch.
Frau von Hans (Erna)Sparsam sein ist sehr wichtig.
Man muss sein Geld ja nicht gleich zum Fenster rauswerfen.
PeterJa. Sparen das sind wir auch gewohnt. Eine andere Möglichkeit hatten wir auch nicht.
Auf welchem Schiff fahrt ihr?
HansAuf der Eugenie. Das ist ein französischer Segler.
Der ist aber schon voll und fährt übermorgen früh.
PeterWisst ihr welches Schiff man noch nehmen könnte?
HansNein nicht genau. Ich glaube aber im Hafen liegt ein amerikanischer Clipper. Der Name fällt mir jetzt nicht ein. Der soll in fünf Tagen nach Amerika auslaufen.
Geht am besten ins Hafenbüro. Dort könnt ihr nachfragen.
Lasst Euch auch die Versicherungspapiere der Schiffe zeigen.
Dort kann man sehen ob es ein gutes oder weniger gutes Schiff ist.
PeterWie kann man das sehen?
Hans

Die Guten Schiffe sind A oder B die weniger guten sind C oder D

Meistens sind die Kapitäne auf den A oder B-Schiffen auch Miteigentümer der Segler.
Das ist immer besser. Die haben mehr acht auf ihr Schiff.

PeterInteressant.
Hans

Kauft die Passage besser nicht im Hafenbüro sondern versucht es mit dem Kapitän direkt zu verhandeln.

Das ist meist günstiger.

PeterIhr Schwaben seid ganz schön ausgefuchst.
HansHa jo. Nur so bringt man es zu was.
HeinrichIhr habt uns wirklich gute Tipps gegeben.
HansJa. Wenn wir helfen können, das machen wir Schwaben doch gerne.
So, wir müssen aber jetz los.
Wir brauchen noch so einiges an Proviant für die Seereise.
Das wollen wir heute auf dem Markt besorgen.
PeterVielleicht sehen wir uns ja die Tage noch.
HansJa, vielleicht.
Dann schon mal viel Erfolg beim Aussuchen des richtigen Schiffes.
Alle zusammenVielen Dank.
ErzählerDie Schwäbische Famile räumt den Platz.
In diesem Moment kommen auch Pitt und Maria und die Kinder in den Saal.
Sie bemerken, dass neben Peter und Heinrich Platz frei geworden ist und gehen dorthin.
HeinrichOh. Auch schon da?
PittWie ihr seht.
AnnaDann setzt Euch mal her.
Heinrich

Peter. Am besten gehen wir nacher gleich in dieses Hafenbüro.

War das nicht das, was uns gestern Abend der französische Matrose versucht hat zu erklären?

PittSeid wann kannst Du französisch?
HeinrichWas Du kannst kann ich schon lange.
PeterJa genau. Er hat uns auch gezeigt wo wir hin müssen.
PittWo müsst ihr hin?
Peter

Wir gehen nachher ins Hafenbüro und erkundigen uns nach einem Schiff, das uns nach Amerika bringen kann.

Am besten kommst Du mit.

PittKlar
HeinrichUnbedingt. Wir brauchen ja jemand weltgeandten der französisch sprechen kann.
PittMach dich nur lustig. Wirst schon noch sehen was du davon hast.
AnnaJetzt frühstücken wir erstmal in Ruhe und dann sehen wir weiter.
Erzähler

Bis auf ein paar weitere Sticheleien zwischen Heinrich und Pitt ist der Morgen recht harmonisch verlaufen.

Der Besuch im Hafenbüro war erfolgreich.

Das interessanteste Schiff für eine Passage nach Amerika ist der amerikanische Clipper Harriett Hoxie, der aller voraussicht nach in etwa 5 Tagen nach Amerika auslaufen wird und nach ca. 4-5 Wochen New York erreichen wird. Die Passage würde im Hafenbüro 120 Thaler für eine Fracht kosten. Eine Fracht sind zwei Erwachsene incl. der Kinder und Proviant.

Peter

Die Unterhaltung mit dem Schwaben heute Morgen war sehr hilfreich.

Was meint ihr, sollen wir nachsehen wo diese Harriett Hoxie im Hafen liegt?

HeinrichIch glaube ich weiß noch wo sie liegt.
Gestern Abend haben wir ein Schiff mit drei Masten gesehen.
Da vorne. Schaut, das müsste sie sein.
PeterBei Tag sieht sie noch imposanter aus als bei Nacht.
Das könnte sie sein.
PittDen Schiffsnamen kann man schon sehen.
HeinrichKannst Du es auch lesen?
PittBäh!
PeterJa, das ist sie. Da steht es drauf. Harriett Hoxie!
Da ist der Landungssteg.
Erzähler

Noch etwas unschlüssig stehen sie vor dem großen Segler und trauen sich nicht den Landungssteg hinauf zu gehen.

Auf dem Schiffsdeck sehen sie zwei Matrosen an der Reling stehen die auf das Quai herunterschauen.

Peter

Da seht.Da sind Leute auf dem Schiff.

Sollen wir die mal fragen?

Pitt

Ja, geh nur vor.

Ich bleibe hier unten stehen. Wenn der Kapitän vorbei kommt kläre ich das mit ihm.

HeinrichBleib hier stehen und pass auf dass keiner das Schiff klaut.
Komm Peter gehen wir.
ErzählerLangsam gehen sie den Landungssteg hinauf als am Ende des Stegs ein Mann zu sehen ist.
MatroseStop. Where are you?
PeterWir möchten den Kapitän sprechen.
Matrose

The Captain.

Captain Clark is not on Board. You can find him in the pub.

PaterDen Kapitän.
MatroseMr. Clark ist the Captain of this ship.
You can find him in the pub over there or come later again.
He will be back in a few hours.
HeinrichDer Kapitän scheint nicht auf dem Schiff zu sein.
MatroseGo to the Pub. There you will find Captain Clark.
PeterPub? Weißt Du was das ist?
HeinrichVielleicht eine Kneipe. Vielleicht in dieser hier. Der Matrose hat dorthin gezeigt.
PeterMeinst Du?
HeinrichGuggen gehen könne wir ja mal. Kostet ja nichts.
PeterGut.
ErzählerEr winkt dem Matrosen zu und ruft
PeterDanke
HeinrichPitt.Komm wir gehen da drüben in die Kneipe
PittDas ist die beste Idee des Tages.
PeterWahrscheinlich ist der Kapitän des Schiffes dort.
Clark glaube ich ist sein Name.
Dann lasst uns mal dorthin gehen.
Erzähler

Es ist eine typische Hafenkneipe.

Matrosen stehen an den Tresen und schäkern mit den Mädchen die die Gäste bedienen.

An den Tischen sitzen teilweise verwegen aussehnde Kerle und spielen Karten und trinken Bier.

An einem Tisch in der Ecke sitzt ein bärtiger gut gekleideter Mann und schreibt etwas in einen großes Buch. Ein Mann und eine Frau die ihm gegenüber sitzen stehen gerade auf und reichen dem Mann die Hand.

PeterHeinrich frag mal am Tresen nach ob man hier einen Kapitän Clark kennt.
PittIch mach das.
HeinrichNa dann mach mal.
PittGuten Tag.
Kapitän Clark? Kennen sie ihn?
WirtCapitaine Clark.
Oui. Cet homme la, à la table. Au coin.
PittKapitän Clark?
WirtOui oui (und zeigt auf den Mann mit dem Bart in der Ecke)
Quesque tu veux boire?
PittHää?
PeterOb wir etwas trinken wollen.
PittAh so.
Ja ein Bier.
WirtUne bière, trois?
PeterDrei (und zeigt drei mit den Fingern)
HeinrichGehen wir rüber zu dem Mann, der der Kapitän sein soll?
PeterJa, gehen wir. (und winkt dem Wirt, dass sie zu dem Tisch gehen)
PeterEntschuldigen Sie.
ClarkGood Morning.
Sit down please. (und macht eine Handbewegung)
PeterSind Sie Kapitän Clark?
ClarkYes. You are right.
You are seamen? You want to sign as a crew?
Please sit down.
Mann am NebentischEr fragt ob ihr Seeleute seid und bei ihm anheuern wollt?
PeterNein. Wir suchen ein Schiff für die Überfahrt nach Amerika.
Mann am NebentischMr. Clark. No. They are emigrants
Clarkokey.
What can I do for you?
PeterIm Hafenbüro sagte man uns, dass Sie in 5 Tagen nach New York segeln.
Mann am NebentischIn the Harbour-Office the told them, that you are going to sail to New York
ClarkYes that’s true. In five days.
I am waiting for a group of passangers from switzerland.
When they arrive.  I hope in 4 or 5 days we will sail to New York.
WirtVotre bières Messieurs. Trente Francs. Sil vous plais.
ErzählerPeter gibt ihm drei Silbergroschen.
WirtD’Accord. Merci
Mann am NebentischEr erwartet noch eine Gruppe aus der Schweiz.
Dann wird er lossegeln.
PeterWäre auf dem Schiff noch Platz für drei Familien?
6 Erwachsene und elf Kinder.
ErzählerDer Mann übersetzt wieder.
ClarkThat would be three charges
Yes.
Mann am NebentischFür drei Frachten hat er noch Platz
PeterFrachten?
Mann am NebentischJa, Mann, Frau und Kinder zählen als eine Fracht.
PeterAch so. Das würde also gehen?
Mann am NebentischJa, das würde gehen.
PeterWas kostet die Passage?
Mann am NebentischWhat ist the cost of a charge?
ClarkEighty Dollars or sixty German Thaler
But no supply for food except potable water
The Food you have to arrange for yourself
Mann am Nebentisch

Sechzig Thaler

Also für drei Familien dann 180 Thaler
Im Preis ist Euer Proviant nicht enthalten mit Ausnahme Trinkwasser.
Um Euer Essen müsst Ihr Euch selbst kümmern.

PeterJa. Damit sind wir einverstanden.
Mann am NebentischThey agree
Clark

Fine.

I will notice all the Names of the Pasangers and you will bring me the money tomorrow morning.

I will be here in the pub.

Mann am Nebentisch

Er notiert sich jetzt alle Namen und sie bringen ihm morgen um die gleiche Zeit das Geld.

Er ist hier in der Kneipe. 

PeterKönnen wir unsere Schiffskabinen vorher sehen?
Mann am NebentischThey ask, if they can visit the passenger area before
ClarkYes, surely. Tomorrow nine o'clock on the Harriet Hoxie
You bring the money with you?
Mann am NebentischJa, morgen um Neun Uhr auf der Harriet Hoxie.
Das geld sollen Sie dann mitbringen.
ClarkOkey. I'm going to write down all your names, how old, where you come from and where you want to go to
Erzähler

Kapitän Clark schreibt alle Namen, alter, von wo sie kommen und wo sie hin wollen säuberlich in sein Passagierbuch

Peter bedankt sich nochmal bei dem Kapitän und dem netten Herrn der so freundlich für sie übersetzt hat und verabschieden sich.

Peter bestellt für die beiden noch ein Bier, bezahlt beim Wirt und sie verlassen die Kneipe.

HeinrichWir haben ein Schiff wir haben ein Schiff
PittDas habe ich doch gut gemacht.
PeterPerfekt. Deine Fremdsprachenkenntnisse.
ErzählerStolz und mit geschwellter Brust gehen die drei zurück zur Herberge.

Szene 20 686NULLDä Hochzäijdskuche

 

686Die älldschd Dòchda emm Hous solld häijrade. Änndlisch waa|redd sowäijd. Dä große Daach ess emma nääa komm. Die Mess waa beschdälld onn dadd Broutklääd genähd. Soogaa ed Wärra hadd meddgeschbilld. Ed waa Maij.  Wònnemòònad Maij. Ä Mòònad zum Häijrade. Emm Hous waa ä Traijwe wie enn|em Bieneschwarm. Alles muschd off Hochglanns pollead gänn. „Hannes, holl mòòl dadd ald Sellwabeschdägg onn die Keadse|schdännare ous da Truh, dadd muss noch alles memm Sellwaduch abgerief gänn.“ „Jòò, gläijsch Greed, äijsch senn waij graad vòòam Hous an dänne zwee Palmbäämscha am schaffe. Wo senn dann die wäijsä Schläijfe fòò dòò draan?“ „Aij gugg doch mòòl rischdisch, die laije doch fòòare enn dääa klääna Keschd emm Fluua. Haschde se gefonn?“ „Jòo, ess guud lòò senn se jòò. Da Mangel nò|mòòl, iwwa|rall steehd äänem de Boddsääma enn de Fiies. Wo ess dann aijendlisch uus Johanna, die Broud?“ „Oowe ess|ed, enn ijarem Zemma onn rischd ija Hochzäidsklääd onn warred noch dòò dronna anziehd.“ „Fraalaijd onn Kläära – tibbisch. Uusa|ääna kann lòò romm ränne wie fomm Lämmes gepeggd onn die Fraalaijd gugge nòò ijare Kläära.“ „Aij Hannes, die Broud soll dòch scheen oussijhe. Onn die Faija soll scheen gänn, Lòò soll die boggelisch Vawandschaffd noch lang devonn vazeele.“ „Jòò die Vawandschaffd, die wäare schon genuch se ässe onn se trengke krije, mach da mòòl kään Sòrrisch. Äijsch geeä misch waij omm dadd Spaanfärgel kemmare.“ „ Jòò, onn|ed Johanna onn äijsch hann noch Kuche se bagge. Johanna – komm ronna, mija wollde doch noch dää Hochzäijdskuche bagge.“ „Jòò Modda – ich senn diräggd dòò.“ Wie gesaad, enn dämm Hous waa ä Traijwe wie omm Saabregga Bahnhof. Dää Broudvadda waa äggsdra baij de Frisea gang onn hadd sich ä Mässaschnidd vabasse gelòss, wäarend die Broudmodda die fresch Wassawäll om Kobb getraa hadd, als wäa se die Kaijsarin von Schiena. Naddealisch waa noch vill voa|seberaijre. Ä Saijdrooch voll Krombijare haad schonn enn da groosa Kisch gestann onn dadd Gemies muschd noch geboddsd gänn. Die Rendfläschsobb haad schon Fädd|aaue onn waa ball feadisch. Omm|ed Flääsch wolld sich dä Houshäa höchstpersönlich kemmare. Onn ed wäare noch ä Houfe Kuche se bagge. Dräij Zoggakuche hann  schon enn Raij onn Glied off da Fenschdabank geschdann onn die Heefkuche sollde gläijsch enn dä Oowe, wenn dä Dääsch rischdisch gang waa. Die Kreenung solld awwa dä Hochzäijdskuche senn. Dòòdevòa haad sich die Broudmodda äggsdra zwoo naue Kucheforme kaafd. Ään groos onn ään klään. Ää solld allso ous zwee Kuche beschdeeä, die offenanna geschdälld gänn onn dann muschd noch alles medd Boddacrääm zugeschmijad gänn. Oowedroff solld dann noch ä Maddzipanhäadds komme. Soo haad se dadd medd ihra Dochda besproch onn die haad riddse|roore Bagge fòa louda Offrejung.  Volla Äijfa waa alles enn dämm Hous. Enn da Kisch haared ousgesieh, als hädd enn Bomb enngeschlah, Alles waa belaachad, iwwarall hadd äbbes gelääh onn geschdann. Waij solld  dä Heefkuche draan komme, awwa die Broud wolld se|easchd, dadd dä Hochzäijdskuche gemach gänn solld. Nää nää so äbbes waa noch nedd. Ä dobbelde Kuche.  Medd|em Maddzipanhäadds. Donnawärra. Nòò ja, also se|easchd  dä Hochzäijdskuche! Schon hadd dä kläänare Kuche off dämm groose Kuche medd Helläf vonn däa Boddacrääm Halld vonn onn alles ess von oowe bess onne voll Boddacrääm zugeschmijad gänn. Waij hadd nua noch dadd Maddsipanhäadds gefähld.  Awwa dä Heefkuche muschd jòò aach noch belääd gänn. Onn dä Kischedesch waa schon enn|em Belaacharungszuschdand. Also wohin medd dämm faschd feadije Hochzäijdskuche – off dä groose Holzstuhl vòòarem Fenschda. Dòò waa Pladds. Waijra ess|ed gang medd dämm Heefdäsch. Dadd Häadds konnd nòch späära geforremd gänn. „Johanna, haschd dou schonn medd daijm Vadda geschwäddsd weejen däa Musigk?“ „Òòh nää, dòò hann|isch gaa nimmi draan gedaachd.“ „Aij dann geffd|ed awwa Zäijd. Geeh laaf mòòl schnäll hennad Hous baij dä Babba onn fròò dä. Villäijschd hadd dää jòò schon alles gereejeld. Äijsch gugge noch graad emm Källa nòòm Wäijn.“ All waaren se ous da Kisch wie die Housdija off gang ess. Renn komm ess die Nòòhbarrin, ed Änni. Än lief, häaddsensguud Päason, die ä ganns schee Lääwendgewischd off die Wòòh braachd hadd onn gääa alles woschd. Dòòdevòa ess|ed mòòl maije komm.  Awwa aijendlisch haad jòò kääne Zäijd fòa se maije. Ed waa aach kääne dòò. „Gunn Dach, kääne dehääm? Aij woo senn die dann all? Maij liewa Mann, lòò ess äbbes lòss. Lòò sieredd jòò ous, als hädd en Bomb enngeschlah. Òch äijsch hugge misch mòò, die wäare jòò gläijsch komme.“  Enn dämm gannse Toowaboo hadd dadd Änni nedd rischdisch geguggd onn ess schnuaschdraggs off säij Pladds wie emma gang, omm säij mäschdisch Gewichd enn dämm groose Hollsstuhl vòam Fenschda nirra|selòsse. Waij waa die Broudmodda graad nòmòòl enn die Kisch komm, medd dämm Wäijn enn|em Kòrref, wie dadd Änni freehd – merr|emm Hunnischkuchelache off dä digge Bagge – aij  wo haschd dou dann dä Hochzäijdskuche, vonn dämm dou mija schonn vazeeld haschd?“ Enn dämm Moomänd ess die Broudmodda offgeschräggd onn riefd: „Omm Himmels Welle Änni, Dou huggschd graad droff !“ Dòòrofhinn hadd sich dadd Änni langsam ous dämm Kuche ahoof, dä waij naddealisch pladd an saijm Hennaquadeeä geklääfd hadd. „Ach härrijää, äijsch hann dä jò gaa|nedd gesieh.“ Dann hadd dadd Änni memm Zaijefenga mòòl die Boddacrääm ennäd Moul beförrad. „Mmmh, lòò haschd dou awwa en guud Boddacrääm gemach. Aij dadd duud ma jò lääd, dä guure Kuche onn die fäijn Boddacrääm. Aij wadd mache ma dann waij?“ „Äijsch muss wohl ä naue Hochzäidskuche bagge onn dou geeschd disch bessa hääm, mòòl ommziie onn dann kemmschde ma hellwe.“  „Jòò ed|ess guud Greed, äijsch senn gläijsch nòmòò dòò, dann ge|en äijsch dija zua Hand.“ Na Proschd, dä Hochzäijdskuche ess langsam zua Housdija rous gewoggeld wie die Broud medd groose Aaue ousem Gaade komm ess onn däa Boddacrääm nòòegeguggd hadd.  „Modda, wadd es passead? Dadd lòò waa doch ed Änni, onn an dämm hadd henne ä hallwe Kuche medd Boddacrääm geklääfd. „ Jòò dadd waa ed Änni, enn vòlla Laijwesfell. Dadd hadd sisch graad waij off dä Hochzäijdskuche gesäddsd. „Wadd mache mija waij, Modda?“ „Aij ä naue Kuche bagge, ed Änni kemmd ma hellwe awwa manschmòò ess|ed doch werglisch wie Koube Zoora.“ Modda, wääa ess Koube Zoora? „Aij ä Stegg Rendvieh, gemiedlisch behääbisch onn hadd aach manschmòò soo ä vaschmijade Hennaquadeea wie|ed Änni, nooanedd medd Boddacrääm.“ ©Margareta Bouillon-Adams

 

686Die Heirat der ältesten Tochter des Hauses stand an. Endlich war es soweit. Der große Tag rückte immer näher. Die Messe war bestellt und das Brautkleid genäht. Sogar das Wetter spielte mit. Es war Mai. Wonnemonat Mai. Ein Monat zum Heiraten. Im Haus war ein Treiben wie in einem Bieneschwarm. Alles musste auf Hochglanz poliert werden. „Hannes, hol mal das alte Silberbesteck und die Kerzenständer aus der Truhe, das muss noch alles mit einem Silbertuch abgerieben werden“ „Ja, gleich Gret, ich arbeite noch gerade vor dem Haus an den zwei Buchsbaumbäumchen. Wo sind denn die weißen Schleifen, die ich da dran hängen soll.“ „Ei schau doch mal richtig, die liegen doch vorne in der kleinen Kiste im Flur. Hast du sie gefunden?“ „Ja, es ist gut, ich hab sie. Es ist ja fürchterlich, überall steht einem der Putzeimer in den Füßen. Wo ist denn eigentlich unsere Johanna, die Braut?“ „Die ist oben in ihrem Zimmer und ordnet ihr Brautkleid und was sie so darunter anzieht.“ „Frauen und Kleider – typisch. Unser einer kann ja hierum rennen wie vom Lämmes gepickt und die Frauen schauen nach ihren Kleidern.“  „Ei Hannes, die Braut soll doch schön aussehen. Und die Feier soll schön werden. Davon soll die bucklige Verwandtschaft noch lange erzählen können.“ „Ja, die Verwandtschaft, die werden schon genug zu essen und zu trinken bekommen, mach dir mal keine Sorgen. Ich kümmere mich jetzt um das Spanferkel.“ „Ja und die Johanna und ich, wir müssen noch Kuchen backen. Johanna – komm runter, wir wollten doch noch den Hochzeitskuchen backen.“ „Ja Mutter – ich bin direkt da.“ Wie schon gesagt herrschte ein Treiben im Haus wie auf dem Saarbrücker Bahnhof. Der Brautvater war extra zum Friseur gegangen und hat sich einen Messerschnitt verpassen lassen, während die Brautmutter die frische Wasserwelle auf dem Kopf trug, als wäre sie die Kaiserin von China. Natürlich war noch viel vorzubereiten. Ein Sautrog voller Kartoffel stand noch in der Küche und das Gemüse musste auch noch geputzt werden. Die Rindfleischsuppe hatte schon Fettaugen und war fast fertig. Um das Fleisch wollte sich der Hausherr höchstpersönlich kümmern. Und es war noch jede Menge Kuchen zu backen. Drei Zuckerkuchen standen schon in Reih und Glied auf der Fensterbank und die Hefekuchen sollten gleich in den Ofen, wenn der Teig richtig hochgegangen war. Die Krönung sollte aber der Hochzeitskuchen sein. Dafür hat sich die Brautmutter extra zwei neue Kuchenformen gekauft. Eine große und eine kleine. Er sollte also aus zwei Kuchen bestehen, die aufeinander gestellt werden und dann musste noch alles mit Buttercreme zugeschmiert werden. Obendrauf kam dann noch ein Marzipanherz. So hatte die Mutter das mit ihrer Tochter besprochen und die hatte schon ganz rote Wangen vor lauter Aufregung. Voller Eifer war alles in dem Haus. In der Küche sah es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Alles war belagert, überall lag oder stand etwas. Jetzt sollte der Hefekuchen an die Reihe kommen, aber die Braut wollte zuerst den Hochzeitskuchen backen. Nein so was gab es noch nicht. Ein doppelter Kuchen. Mit einem Marzipanherz. Donnerwetter. Na ja, also zuerst war der Hochzeitskuchen dran! Schon fand der kleinere Kuchen auf dem größeren Kuchen mit Hilfe der Buttercreme Halt und alles wurde von oben bis unten mit Buttercreme zugeschmiert. Jetzt fehlte nur noch das Marzipanherz. Aber der Hefekuchen musste auch noch belegt werden. Und der Küchentisch befand sich schon in einem Belagerungszustand. Also wohin mit dem fast fertigen Hochzeitskuchen – auf den großen  Holzstuhl vor dem Fenster. Da war Platz. Weiter ging es mit dem Hefeteig. Das Herz konnte auch noch später geformt werden. „Johanna, hast du schon mit deinem Vater wegen der Musik gesprochen?“ „Oh nein, da habe ich gar nicht mehr dran gedacht.“ „Ei dann wird es aber Zeit. Geh lauf mal schnell hinter das Haus zum Papa und frag ihn. Vielleicht hat der ja schon alles geregelt. Ich schaue noch eben im Keller nach dem Wein.“  Alle waren aus der Küche, als die Haustüre auf ging. Herein kam die Nachbarin, die Änni. Eine liebe, herzensgute Person, die ein ganz schönes Lebendgewicht auf die Waage brachte und gerne alles wusste. Deswegen kam sie zu Besuch. Aber  eigentlich hatte ja keiner Zeit für Besuch. Es war auch niemand da. „Guten Tag, keiner daheim? Ei wo sind die denn alle? Mein lieber Mann, hier ist was los. Hier sieht es ja aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Ich setzte mich mal hin, die werden ja gleich kommen.“ In dem ganzen Touwabou schaute die Änni nicht richtig um sich und ging schnurstracks auf ihren Platz, auf dem sie immer saß, um ihr mächtiges Gewicht in dem großen Holzstuhl vor dem Fenster niederzulassen. Gerade kam die Brautmutter wieder in die Küche mit dem Wein in einem Korb, wie die Änni fragte – mit einem Honigkuchenlachen auf den dicken Wangen – ei wo hast du denn den Hochzeitskuchen, von dem du mir schon erzählt hast?“ In dem Moment schreckte die Brautmutter auf und rief „Um Himmels Willen Änni, du sitzt drauf!“ Daraufhin erhob sich die Änni langsam aus dem Kuchen, der nun natürlich platt an ihrem Hinterquartier klebte. „Ach herrje, ich habe das ja gar nicht gesehen.“ Dann beförderte die Änni mit einem Zeigefinger mal Buttercreme in den Mund. „Mmmh, da hast du aber gute Buttercreme gemacht. Ach, das tut mir ja leid, der gute Kuchen und die feine Buttercreme. Ei was machen wir dann jetzt?“ „Ich muss wohl einen neuen Hochzeitskuchen backen und du gehst dich besser heim mal umziehen und dann kommst du mir helfen.“ „Ja ist gut Gret, ich bin gleich wieder da, dann gehe ich dir zur Hand.“  Na Prost, der Hochzeitskuchen wackelte langsam zur Haustür hinaus als die Braut mit großen Augen aus dem Garten kam und der Buttercreme nachschaute. „Mutter, was ist passiert? Das war doch die Änni und an der klebte hinten ein halber Kuchen mit Buttercreme.“ „Ja, das war die Änni in voller Leibesfülle. Die hat sich gerade eben auf den Hochzeitskuchen gesetzt.“ „Was machen wir dann jetzt Mutter?“ „Ei einen neuen Kuchen backen, die Änni kommt mir helfen aber manchmal ist die doch wirklich wie Kaube Zora.“ „Mutter, wer ist Kaube Zora?“ „Ein Rindvieh, gemütlich, behäbig und hat auch manchmal so ein verschmiertes Hinterquartier wie die Änni, allerdings nicht mit Buttercreme.“ ©Margareta Bouillon-AdamsDer Hochzeitskuchen

 

686NULLKurzversion

 

686NULLLangversion

 

686[offgeschrief von Margret Bouillon-Adams, 
Damflosa Pladd von Karl-Heinz Kaub] Rollenverteilung:
Erzahler: Karl-Heinz Kaub
Brautmutter: Margret Bouillon-Adams
Brautvater: Stefan Pink
Braut: Maria Bouillon
Nachbarin: Marika Bauer  

Mit freundlicher Unterstützung von www.audiyou.de 
Sounduntermalung: "blues-piano"

 

687

 
[Erzähler] 
Wir schreiben das Jahr 1930. Die Weltwirtschaftskrise hat auch Damflos mit aller Härte erfasst. Viele Männer sind ohne Arbeit. Besonders die jungen Leute haben wenig Chancen auf eine geregelte Beschäftigung.So verbrachten viele ihre Zeit damit sich mit Gelegenheitsarbeiten ein paar Mark zu verdienen oder sich, wie in unserer Geschichte, Gedanken darum zu machen wie man auf irgendeine andere Art an Geld kommen könne. Zwei junge Burschen aus Damflos hatten da eine Idee.
Wir steigen in die Geschichte ein, als die beiden jungen Männer vor dem Haus stehen und sich unterhalten.

                Bildquelle: Karl-Heinz Kaub
[Nachbarsjunge][Nachbarsjunge]
Dou Otto, die ganz Woch fro|en isch schon iwwa all romm ob net äne aarwed fo mäisch hätt. Awa bei jerem krien isch die gläisch Antwoart. 
"Nä, duud uus lääd mir han koum aarwed genuch fo uus laid." 
Haadschd dou dann meeh Gleck?
Du Ott, die ganze Woche über frage ich schon überall herum ob denn nicht einer Arbeit für mich hätte. Aber jedesmal bekomme ich die gleiche Antwort. Nein das tut uns leid, aber wir haben kaum Arbeit genug für unsere Leute.
Hattest Du denn mehr Glück? 
[Otto][Otto]

Nä, mir es ed genau so gang. Äisch han bei de Bauere en da Mark gefroot ob se net en stark Hand off em Hof gebrouche kennte.
Jo, schaffe hätte se mich schon gär geloss, awa bezaalt hätte se nix.

Am änfachschde wäre ed, wenn ma so en Geldruckmaschinn en da Scheier hätt.

Nein, mir ist es ganz genauso gegangen. Ich habe bei den Bauern in der Mark nachgefragt ob sie  nicht eine starke Hand auf dem Hof gebrauchen könnten.
Ja, arbeiten hätten sie mich schon gerne lassen, aber betahlt hätten sie nichts.

Am einfachsten wäre es halt, wenn so eine Gelddruckmaschine in der Scheune hätte.

[Nachbarsjunge][Nachbarsjunge]
Jo genaau, dann kennde se uus all de Boggel ronnaretsche.
(und beide lachen)
Ja genau, dann könnten sie uns alle den Buckel herunterrutschen. (und beide lachen)
[Otto][Otto]
So erret! Awa Geld drucke es net so änfach. Do brouche mir en Druckerpress, en grawierte Druckplatt, dat rischdisch Pabäija, Druckfarf on noch vill meeh.
Awa Münze mache, dat sollt doch net so schwäär senn.
 
[Nachbarsjunge][Nachbarsjunge]
Wie männschde dat lo?Wie meinst Du das?
[Otto][Otto]
Na, ganz äänfach. Dou wäschd doch wat bläi ess. Sicher! 
On Bläi sieht doch ous wie selwa. Na jo guud! Wenn ma net so ganz genau hingugge duud.
Na ganz einfach. Du kennst doch Blei? Klar! Und Blei sieht doch aus wie Silber.Na zumindest wenn man nicht so genau hinsieht.
[Nachbarsjunge][Nachbarsjunge]
Joo onn ...?Ja, und ...?
[Otto][Otto]

Also Bläi han mo lo en da Schäija.

Jetzt bräischde ma nur noch en Giesform.
On die mache ous Gips. Mir mache ä Gipsabdruck von em Fönf-Mark-Steck. 
Ä  Fönf-Mark-Steck, han isch noch änt.

Dat Bläi mache ma iwwerm Fäijer flüssisch
Die Gipsform felle ma dann met dem flüssije Bläi on schon han ma ä nau Fönf-Mark-Steck.

 
[Nachbarsjunge][Nachbarsjunge]
Ach dou haschd se net all!
Dat lo funktioneert doch nie.
Ach Du spinnst. Das funktioniert doch bestimmt nicht.
[Otto][Otto]
Loss ed uus doch mol proweere. Änfach nur mol so fo de Sbass.Lass es uns doch mal ausprobieren. Einfach nur so. Zum Spass.
[Nachbarsjunge][Nachbarsjunge]
Männschde? Ei guud. Fo wat net. Haut han ma sowieso nix besseres se due.Wenn Du meinst. Ja gut, wir haben heute sowieso nichts besseres zu tun.
[Erzähler][Erzähler]
Der eine läuft schnell nach Hause und besorgt Gips, der andere sucht in der Scheune nach altem Blei. Und so beginnen sie mit der ersten Damfloser Münzherstellung. Nach ein paar Stunden haben sie es geschafft. Die erste Damfloser Fünf-Marks-Blei-Münze war fertig. 
[Nachbarsjunge][Nachbarsjunge]
Donnawedda! Dat lo häd isch net gedaacht. Dat sieht jo tatsächlich faschd ous wie echt.Donnerwetter! Das hätte ich nicht gedacht. Das sieht wirklich fast aus wie echt.
[Otto][Otto]
Da sieschde! On ma kennt beinah männe ed wär Selva, so glänzd ed.
Weile sen ma grad so scheen dran. Do mache ma jetzt noch än.
Da siehst Du! Und man könnte beinahe denken es wäre Silber, so glänzt sie.
Jetzt sind wir gerade so schön dabei. Lass uns noch eine machen.
[Erzähler] 
Und so machten sie ein zweites Fünfmarkstück. 
Aus Blei!
 
[Nachbarsjunge][Nachbarsjunge]
Dat dat lo so änfach es!
Mänschde annere halle die Münze fo escht?
Das dies so einfach ist.
Glaubst Du, andere halten die Münzen für echt?
[Otto][Otto]
Ei dat kenne ma jo mol ousprowere.
Äisch läe die zwee Münze mol bei uus en da stuff of de Kischeschrank.
Dann senn ma mol gespannt ob dat äna merkt, dat die Münze net echt senn.
Probieren wir es doch aus. Ich lege die beiden Münzen mal in unserer Stube auf den Küchenschrank. Mal sehen ob es jemand merkt.
[Erzähler] 
So hat er es dann auch gemacht und die beiden sind anschließend zusammen ins Dorf. So nahm die Geschichte ihren Lauf. Die Lisbeth kam gerade aus dem Stall in die Stube und wollte aus dem Küchenschrank eine Schüssel herausholen, da sieht sie auf der Ablage zwei silbrig glänzende Münzen. 
[Lisbeth][Lisbeth]
Ei wo komme dann die lo herr?Na wo kommen die denn her?
[Erzähler] 
Sie nimmt eine Münze in die Hand. 
[Lisbeth][Lisbeth]
Wer hat ma dann dat Geld lo hingeläd?
Dat kemmt ma grad rischdisch. Do gehn äisch mol gläisch bei et Liien on due mol ä paar Sache enkaawe.
Wer hat mir dann das geld hierhingelegt?
Die kommen mir gerade recht. 
[Erzähler] 
Gesagt getan, sie steckt die beiden Fünf-Markstücke in ihre Schürze, greift sich den großen Weidenkorb und geht in den Laden zu Lorscheiders, der 50 Meter um die Ecke ist.  
[Ladenbesitzerin][Ladenbesitzerin]
Gunn Dach LisbethGuten Tag Lisbeth
[Lisbeth][Lisbeth]
Gunn Dach Liin.
Wat glaavschde wat äisch haut off em Kischschrank fonn han?
Zwei naue Fönf-Mark-Stegga.
Guten Tag Liin.
Stell Dir mal vor. Ich habe heute zwei Fünfmarkstücke auf meinem Küchenschrank gefunden.
[Ladenbesitzerin][Ladenbesitzerin]
Dat es jo mol entressant. Do muss äisch mol off meim Kischeschrank noher ach gleich mol gugge.  (und beide lachen)Interessant. Was man auf einem Küchenschrank so alles finden kann? Da muss ich bei mir auch gleich mal nachsehen. (und beide lachen)
[Lisbeth][Lisbeth]
Genau. Mach dat.
Awa bevor de gugge geeschd brouche  Äisch weile  erschdmol ä paar Sache.
Genau. Mach das mal.
[Ladenbesitzerin][Ladenbesitzerin]
Wat soll et dann senn?Was darf es denn sein?
[Lisbeth][Lisbeth]
Also äich brouch 2 pond Zogga, 100 gramm Hef, dann Rosine, dann noch ä dotzend hääring, ä glas von dem guure senf, ä half pond bohnekaffi ...Also ich brauche Zucker, Hefe, Rosinen, ein dutzend Heringe, Senf, ein halbes Pfund Bohnenkaffe ...
[Erzähler]  
Und die Lisbeth kaufte noch viel mehr ein und bezahlt dann mit den beiden Funf-Mark-Stücken.  
[Ladenbesitzerin][Ladenbesitzerin]
So Lisbeth lo noch än Mark dräijefoffzisch sereck.So Lisbeth hier noch eine Mark 53 Wechselgeld zurück
[Lisbeth][Lisbeth]
DangkeDanke
[Erzähler] 
Sie steckt das Wechselgeld in ihre Schürze, nimmt ihren voll gefüllten Korb und geht nach Hause. Auch die Ladenbesitzerein ist sehr zufrieden und freut sich, heute ein gutes Geschäft gemacht zu haben. Am folgenden Mittag sitzt die Familie beim Mittagessen. 
[Lisbeth] 
Sed da all satt genn? 
Dann mache isch uus weile noch ä gure kaffi.
Awa ä rischdie kaffi!
 
[Otto][Otto]
Ooh, geft haut bohnekaffi?
Es haut ebbes besonneres orra sen ma iwwanacht räisch genn?
Sind wir über Nacht reich geworden, dass es heute richtigen Bohnen-Kaffee gibt?
[Erzähler] 
... fragt der älteste Sohn Otto 
[Lisbeth][Lisbeth]
Dat kenne ma uus haut mol leiste.
Äisch hann geschda zwei Fönf-Mark-stegga off em Kischeschrank fonn. Domed han isch dann gläisch beim Liien enkaaft. Onna annerem aach mol ä gure bohnekaffi.
Ich habe gestern zwei Funfmark-Stücke auf dem Küchenschrank gefunden. Und da habe ich eben einwenig damit eingekauft.
[Otto][Otto]
Waren dat die Fönf-Mark-Stegga die loo geläh han?
Ei Modda do hädschd de doch erschdmol frohe misse.
Oh, was hast Du gamcht? Da hättest Du aber erst fragen müssen.
[Lisbeth][Lisbeth]
Weile es ed awa guud.
Säid wann muss äisch däich dann erschd frohe ob äisch von dem Geld dat off meim Kischeschrank läid ebbes enkawe gehe darf!
Äisch han aach nur dat kaaft wat ma onbedngt gebroucht han.
Jo on aach mol ä bohnekaffi. 
Jetzt sah ma nur äisch hät dat net gedorft!?
Wieso, seit wann muss ich Dich erst fragen wenn ich einkaufen gehe? Ich habe bei Lorscheiders die Sachen eingekauft die wir unbedingt brauchen und eben auch ein halbes Pfund Kaffee. War das nicht recht?
[Otto][Otto]
Met denne Fönf-Mark-Stegga die om Schrank geläh han?Mit den Funfmark-Stücken die auf dem Kuchenschrank lagen?
[Lisbeth][Lisbeth]
Jo. Onn ... ?Ja. Und ...
[Otto][Otto]
Om Hemmelswelle! Dat es...Um Himmelswillen!
[Lisbeth][Lisbeth]
Jo wat dann?Was hast Du denn?
[Erzähler] 
In diesem Moment kommt die Käth in die Stube gelaufen. 
[Käth][Käth]
Modda, Vadda. Jaus steht die Polizei vor uurem Hous. Wat welle die dann bei uus?Mutter, Vater! Draußen steht die Polizei vor unserem Haus. Was wollen die von uns?
[Erzähler] 
... und schon hämmert es an die Tür. 
[Polizei][Polizei]
Aufmachen. Hier ist die Polizei!Aufmachen. Hier ist die Polizei!
[Erzähler] 
Lisbeth läuft an die Tür und öffnet. 
[Polizei][Polizei]
Gute Frau. Uns liegt eine Anzeige wegen Falschmünzerei vor.Uns liegt eine Anzeige wegen Falschmünzerei vor.
[Lisbeth][Lisbeth]
... onn wat han äisch domet se due?... und warum kommen Sie dann zu uns?
[Polizei] 
Frau Lorscheider vom Lebensmittelladen hat uns diese Münzen gezeigt. Sie hat gestern Abend die Einnahmen gezählt und da waren zwei schwarze Funf-Markstücke dabei. Es stellte sich heraus, dass Sie aus Blei sind. Und sie hat sich daran erinnert, dass Sie damit eingekauft haben. Wo haben Sie die falschen Funf-Mark-Stücke her?  
[Lisbeth][Lisbeth]
Ääh Äisch wääs net.... Otto????Ääh Ich weiß nicht.... Otto????
[Erzähler] 
Der Junge Mann kommt aus der Stube gelaufen. 
[Lisbeth][Lisbeth]
Otto, wäschd dou ebbes von denne Münze lo?Otto, weißt Du wo diese Münzen herkommen?
[Otto][Otto]
Modda äisch wollt ed da vorhin grad vazeehle.Mutter ich wollte es Dir vorhin erklären.
[Polizei] 
Sie wissen also wo diese Blei-Münzen herkommen? 
[Otto][Otto]
Awa mir an doch nur ...Aber wir haben doch nur ...
[Polizei] 
Aah! Falsche Funf-Mark Stücke hergestellt! 
[Otto][Otto]
Herr Wachdmäschda. Dat war doch nur so fo de Spass. Mir haade doch net vor domet ebbes enkawe se gehe. Mir konnde doch net wesse dat ....Herr Wachtmeister. Das war doch nur ein Spass. Wir hatten doch nicht vor damit etwas Einkaufen zu gehen! Ich habe die Bleimünzen nur in die Küche auf den Schrank gelegt.
Ich konnte doch nicht wissen, dass ...
[Lisbeth][Lisbeth]
Ei Otto on dat waren die zwee Fönf-Mark-Stegga die om Kischeschrank geläh han?
Wie kannschde dann so ebbes mache!
On äisch Toog gehe aach noch domet bei ed Liien! 
Was hast Du???
Und ich gehe damit auch noch groß einkaufen... 
Bist Du denn ganz verrückt, was hast Du Dir dabei gedacht?
[Polizei] 
Junger Mann, Sie sagen, ... wir? ... Also! Es war noch jemand daran beiteiligt? 
[Otto][Otto]
Jo, mäi Fräind von Näweaan. Mir zwee han geschda mol so vo die Zäit se vertreiwe on ous Langeweil ä biss Bläi gegoss.Ja, mein Freund. Wir beide haben die Bleistücke gestern zusammen gemacht. Aber doch nur so zum Zeitvertreib.
[Polizei] 
So so, Blei gegossen, nur so aus Langeweile mal nebenbei Falschgeld gemacht. Da können Sie uns viel erzählen. Sie geben es also zu, dass Sie diese Blei-Münzen gemacht haben! 
Das Herstellen von Falschgeld alleine ist schon eine Straftat. 
Sie sind festgenommen! Kommen Sie mit!
 
[Erzähler] 

Der Junge Mann wird abgeführt. 
Die Giesform und das zum Bleigiesen benutzte Werkzeug wurde beschlagnahmt.
Auch der Nachbarsjunge wurde von der Polizei verhaftet. 
Die Situation war auf zweierlei Weise schlimm. Zum einen, dass es nun in der Familie einen Geld-Fälscher gab und zum anderen musste man die gekauften Waren mit den mühsam ersparten Groschen regulär bezahlen. Zu allem Unglück wurde der Junge Mann auch noch zu acht Monaten Gefängnis verurteilt und sein Kumpel zu einer Bewährungsstrafe.

... die Idee war dann wohl doch nicht so gut gewesen ...
... und die Münzprägerei hatte in Damflos ein kurzes und jähes Ende gefunden.


 

 

Die Münzfälscher 687

 
[Erzähler] 

Wir schreiben das Jahr 1930.

Die Weltwirtschaftskrise hat auch Damflos mit aller Härte erfasst. Viele Männer sind ohne Arbeit. Besonders die jungen Leute haben wenig Chancen auf eine geregelte Beschäftigung.

So verbrachten viele ihre Zeit damit sich mit Gelegenheitsarbeiten ein paar Mark zu verdienen oder sich, wie in unserer Geschichte, Gedanken darum zu machen wie man auf irgendeine andere Art an Geld kommen könne.

Zwei junge Burschen aus Damflos hatten da eine Idee.

 
[Junger Mann aus der Nachbarschaft]Sag mal Otto hast Du schon eine Arbeit gefunden?
[Otto]

Nein, wo soll man denn auch hier eine vernünftige Arbeit finden? Arbeiten könnte man schon, aber umsonst. Es will doch keiner etwas bezahlen.

Anstatt zu Arbeiten um Geld zu haben, müsste man Geld selbst drucken können.

[Junger Mann aus der Nachbarschaft]Ja, das wäre doch eine Idee, dann wären wir alle aus dem Schneider.
(und beide lachen)
[Otto]Genau. Aber Papiergeld machen ist schwierig. Da brauchen wir eine Druckplatte, eine Druckerpresse, das richtige Papier, Druckerfarbe und wahrscheinlich noch einiges mehr.
Aber Münzen? Münzen machen, das dürfte doch nicht so schwer sein.
[Junger Mann aus der Nachbarschaft]Wie meinst Du das?
[Otto]

Na ganz einfach. Du kennst doch Blei?
Klar. Und Blei sieht doch aus wie Silber.
Na zumindest wenn man nicht so genau hinsieht.

 

[Junger Mann aus der Nachbarschaft]Ja, und ...?
Otto

1. Blei haben wir.
2. Blei lässt sich leicht mit einwenig Hitze verflüssigen.

Was wir dann brauchen ist nur eine Form. 

Wir machen Gipsabdrucke von einem Funf-Mark-Stück, füllen die Gipsform mit Blei und schon haben wir ein neues Funf-Mark-Stück.

[Junger Mann aus der Nachbarschaft]Ach Du spinnst. Das funktioniert bestimmt nicht.
[Otto]Lass es uns doch mal ausprobieren. Einfach nur so zum Spass.
[Junger Mann aus der Nachbarschaft]Wenn Du meinst.
Ja gut, wir haben ja heute sowieso nichts besseres zu tun.
[Erzähler]

Der eine läuft schnell nach Hause und besorgt Gips, der andere sucht in der Scheune nach altem Blei.

Und so beginnen sie mit der Münzherstellung.
Nach ein paar Stunden haben sie es geschafft. Die erste Funf-Marks-Blei-Münze ist fertig.

[Junger Mann aus der Nachbarschaft]Das sieht ja wie echt aus.
[Otto]

Und glänzen tut es wie richtiges Silber.

Komm lass uns noch eine machen.

[Erzähler]Und so machten sie noch ein zweites Fünfmarkstück aus Blei.
[Junger Mann aus der Nachbarschaft]

Also echt klasse. Das hätte ich nicht gedacht.

Wir wissen dass es kein echtes Geld ist, aber ob andere das für richtiges Geld halten?

[Otto]Probieren wir es doch aus. Ich lege die beiden Münzen mal in unserer Stube auf den Küchenschrank. Mal sehen ob es jemand merkt.
[Erzähler]So hat er es dann auch gemacht und die beiden sind zusammen ins Dorf. So nahm die Geschichte ihren Lauf. Die Lisbeth kam gerade aus dem Stall in die Stube und wollte aus dem Küchenschrank eine Schüssel herausholen, da sieht sie auf der Ablage zwei silbrig glänzende Münzen.
[Lisbeth]  „Na wo kommen die denn her?“
[Erzähler]Sie nimmt eine Münze in die Hand.

687

Der genau Hergang und die Dialoge entsprechen nicht der historischen Begebenheit und sind im wesentlichen frei erfunden.

 

Verfasst von: Stefan Pink, 2011
Bearbeitung auf Damfloser Platt: Karl-Heinz Kaub
Rollenverteilung:
Erzähler: Matthias Bauer / Stefan Pink
Otto: Karl-Heinz Kaub
Nachbarsjunge: Stefan Pink
Lisbeth: Marika Bauer
Ladenbesitzerin: Maria Bouillon
Polizei: Mario Kaub
Käth: Margret Bouillon-Adams

Casting: Audio- und Webteam Damflos
Schnitt: Stefan Pink
 

Mit freundlicher Unterstützung von audiyou.de
Intromusik: whistling-the-blues-3069
Hintergrundgeräusche: Huehnergeraeusche-3820

 

687wörtlicher Auszug aus der alten Damfloser Dorfchronik der Jahre 1893 - 1947 November 1930
Die Polizei hob heute im Unterdorf eine Falschmünzerwerkstatt aus und beschlagnahmte die Werkzeuge.   
Zwei junge Männer im Alter von 28 und 21 Jahren – ein Damfloser und ein kürzlich nach hier verheirateter Hermeskeiler, hatten gemeinsam falsche Fünfmarkstücke mittels Gipsabdruck hergestellt und in den Verkehr gebracht.   
Sie wurden beide verhaftet und ins Gefängnis eingeliefert.   
Strafe: 8 Monate Gefängnis.   
Der jüngere Hermeskeiler erhielt Bewährungsfrist.  

[Auszug erstellt von: Karl-Heinz Kaub]

wörtlicher Auszug aus der alten Damfloser Dorfchronik der Jahre 1893 - 1947

 

 687NULL 

 

687

 
[Erzähler] 
Wir schreiben das Jahr 1930. Die Weltwirtschaftskrise hat auch Damflos mit aller Härte erfasst. Viele Männer sind ohne Arbeit. Besonders die jungen Leute haben wenige Chancen auf eine geregelte Beschäftigung. So verbrachten viele ihre Zeit damit sich mit Gelegenheitsarbeiten ein paar Mark zu verdienen oder sich, wie in unserer Geschichte, Gedanken darum zu machen wie man in irgendeiner Weise an Geld kommen könne. Zwei junge Burschen aus Damflos hatten da eine Idee.
Wir steigen in die Geschichte ein, als die beiden jungen Männer vor dem Haus stehen und sich unterhalten.

                Bildquelle: Karl-Heinz Kaub
[Nachbarsjunge][Nachbarsjunge]
Dou Òddo, die ganns Woch frò|en isch schonn iwwa|all romm òb nedd ääne Aarwed fò mäisch hädd. Awwa bai jeerem krie|en äisch die sällwe Anndwooad. 
"Nää, duud uus lääd, miea hann koum Aarwed genuch fò uus Laid." 
Haadschd dou dann mee Glegg?
Du Ott, die ganze Woche über frage ich schon überall herum ob denn nicht einer Arbeit für mich hätte. Aber jedes Mal bekomme ich die gleiche Antwort. Nein das tut uns leid, aber wir haben kaum Arbeit genug für unsere Leute.
Hattest Du denn mehr Glück? 
[Otto][Otto]

Nää, miea essed genau soo gang. Äisch hann bai de Bauare enn da Margk gefròòd òb se nedd enn stargk Hannd offem Hoof gebrouche kennde.
Jòò, schaffe hädden se misch schonn gääa gelòss, awwa bezaald härren se naischd.

Am äänfachschde wääaered, wämma soo en Gälldruggmaschinn enn da Schaija hädd.

Nein, mir ist es ganz genauso gegangen. Ich habe bei den Bauern in der Mark nachgefragt ob sie  nicht eine starke Hand auf dem Hof gebrauchen könnten.
Ja, arbeiten hätten sie mich schon gerne lassen, aber bezahlt hätten sie nichts.

Am einfachsten wäre es halt, wenn so eine Gelddruckmaschine in der Scheune hätte.

[Nachbarsjunge][Nachbarsjunge]

Jòò genaau, dann kennden se uus all de Boggel ronna reddsche.


(und beide lachen)

Ja genau, dann könnten sie uns alle den Buckel herunterrutschen. 

(und beide lachen)

[Otto][Otto]
Soo erred! Awwa Gälld drugge ess nedd so äänfach. Dòò brouche miea en Druggapräss, en graweeade Druggpladd, dadd rischdisch Pabäija, Druggfarref onn nòch vill mee.
Awwa Münnse mache, dadd solld dòch nedd soo schwääa senn.
 
[Nachbarsjunge][Nachbarsjunge]
Wie männschde dadd lòò?Wie meinst Du das?
[Otto][Otto]
Na, ganns äänfach. Dou wääschd doch wadd Bläi ess. Sischa! 
Onn Bläi sied doch ous wie Sellwa. Na jò guud! Wämma nedd so ganns genau hinngugge duud.
Na ganz einfach. Du kennst doch Blei? Klar! Und Blei sieht doch aus wie Silber. Na zumindest wenn man nicht so genau hinsieht.
[Nachbarsjunge][Nachbarsjunge]
Ja onn ...?Ja, und ...?
[Otto][Otto]

Also Bläi hamma lòò enn da Schaija.

Waile bräischde ma nuua noch en Giesform.
Onn die mache miea ous Gibbs. Miea mache ä Gibbsabdrugg vonnem Fönnef-Margk-Stegg. 
Ä  Fönnef-Margk-Stegg, hann äisch noch ännd.

Dadd Bläi mache ma iwwarem Fäija flessisch.
Die Gibbsforrem felle ma dann medd dämm flüssije Bläi onn schonn hamma ä nau Fönnef-Margk-Stegg.

 
[Nachbarsjunge][Nachbarsjunge]
Ach dou haschd se jò nedd all!
Dadd lòò geed doch nie.
Ach Du spinnst. Das funktioniert doch bestimmt nicht.
[Otto][Otto]
Lòssed uus doch mòòl proweeare. Äänfach nuua mòòl soo fòò de Schbass.Lass es uns doch mal ausprobieren. Einfach nur so. Zum Spaß.
[Nachbarsjunge][Nachbarsjunge]

Männschde? Ai guud. Fò wadd da nedd. Haud hamma sowieso niggs Bässares se duue.

 

Wenn Du meinst. Ja gut, wir haben heute sowieso nichts Besseres zu tun.
[Erzähler][Erzähler]
Der eine läuft schnell nach Hause und besorgt Gips, der andere sucht in der Scheune nach altem Blei. Und so beginnen sie mit der ersten Damfloser Münzherstellung. Nach ein paar Stunden haben sie es geschafft. Die erste Damfloser Fünf-Marks-Blei-Münze war fertig. 
[Nachbarsjunge][Nachbarsjunge]
Donnawärra! Dadd lòò hädd äisch nedd gedaachd. Dadd siehd jò taadsäschlisch faschd ous wie äschd.Donnerwetter! Das hätte ich nicht gedacht. Das sieht wirklich fast aus wie echt.
[Otto][Otto]
Da! sieschde! Onn ma kennd näägschd männe ed wääa Sellwa, so glännsd ed.
Waile semma graad so scheen draan. Do mache ma wai noch ään.
Da siehst Du! Und man könnte beinahe denken es wäre Silber, so glänzt sie.
Jetzt sind wir gerade so schön dabei. Lass uns noch eine machen.
[Erzähler] 
Und so machten sie ein zweites Fünfmarkstück. 
Aus Blei!
 
[Nachbarsjunge][Nachbarsjunge]
Dadd dadd lòò so äänfach ess!
Männschde annare halle die Münnse fò äschd?
Das dies so einfach ist.
Glaubst Du, andere halten die Münzen für echt?
[Otto][Otto]
Ai dadd kenne ma jò mòòl ousproweeare.
Äisch lääe die zwoo Münnse mòòl bai uus enn da Stuff off de Kischeschangk.
Dann semma mòòl geschbannd òb dadd ääna märgkd, dadd die Münnse nedd äschd senn.
Probieren wir es doch aus. Ich lege die beiden Münzen mal in unserer Stube auf den Küchenschrank. Mal sehen ob es jemand merkt.
[Erzähler] 

So hat er es dann auch gemacht und die beiden sind anschließend zusammen ins Dorf. So nahm die Geschichte ihren Lauf. Die Lisbeth kam gerade aus dem Stall in die Stube und wollte aus dem Küchenschrank eine Schüssel herausholen, da sieht sie auf der Ablage zwei silbrig glänzende Münzen.

 

 
[Lisbeth][Lisbeth]
Ai woo komme dann die lòò häa?Na wo kommen die denn her?
[Erzähler] 
Sie nimmt eine Münze in die Hand. 
[Lisbeth][Lisbeth]
Wäa hadd ma dann dadd Gälld lòò hinn gelääd?
Dadd kemmd ma graad rischdisch. Dòò ge|en äisch mòòl gläisch baijed Lien onn duue mòòl ä paa Sache ennkaawe.
Wer hat mir dann das Geld hierhin gelegt?
Die kommen mir gerade recht. 
[Erzähler] 
Gesagt getan, sie steckt die beiden Fünf-Markstücke in ihre Schürze, greift sich den großen Weidenkorb und geht in den Laden zu Lorscheiders, der 50 Meter um die Ecke ist.  
[Ladenbesitzerin][Ladenbesitzerin]
Gunn Dach LissbäddGuten Tag Lisbeth
[Lisbeth][Lisbeth]
Gunn Dach Lien.
Wadd glaafschde wadd äisch haud offem Kischeschank fonn hann?
Zwoo naue Fönnef-Margk-Stegga.
Guten Tag Lien.
Stell Dir mal vor. Ich habe heute zwei Fünfmarkstücke auf meinem Küchenschrank gefunden.
[Ladenbesitzerin][Ladenbesitzerin]

Dadd ess jò mòòl endressand. Dòò muss äisch off maim Kischeschangk nòòhäa aach gläisch mòòl gugge.  

(und beide lachen)

Interessant. Was man auf einem Küchenschrank so alles finden kann? Da muss ich bei mir auch gleich mal nachsehen. (und beide lachen)
[Lisbeth][Lisbeth]
Genaau. Mach dadd.
Awwa bevòòa de gugge geeschd, brouch  äisch waile  eeaschdmòòl e paa Sache.
Genau. Mach das mal.
[Ladenbesitzerin][Ladenbesitzerin]
Wadd solled da senn?Was darf es denn sein?
[Lisbeth][Lisbeth]
Allso äisch brouch zwai ponnd Zogga, 100 Gramm Heef, dann Rosiene, dann nòch ä Doddsend Hääaring, ä Glaas vonn dämm guure Sännef, ä hallef Ponnd Boonekaffi ...Also ich brauche Zucker, Hefe, Rosinen, ein dutzend Heringe, Senf, ein halbes Pfund Bohnenkaffe ...
[Erzähler]  
Und die Lisbeth kaufte noch viel mehr ein und bezahlt dann mit den beiden Fünf-Mark-Stücken.  
[Ladenbesitzerin][Ladenbesitzerin]
Sòò Lisbädd lòò nòch en Margk dräijefoffzisch seregg.So Lisbeth hier noch eine Mark 53 Wechselgeld zurück
[Lisbeth][Lisbeth]
DanngkeDanke
[Erzähler] 
Sie steckt das Wechselgeld in ihre Schürze, nimmt ihren voll gefüllten Korb und geht nach Hause. Auch die Ladenbesitzerin ist sehr zufrieden und freut sich, heute ein gutes Geschäft gemacht zu haben. Am folgenden Mittag sitzt die Familie beim Mittagessen. 
[Lisbeth] 
Sedd da all sadd gänn? 
Dann machenisch uus waile noch ä guure Kaffi.
Awwa ä rischdije Kaffi!
 
[Otto][Otto]
Òò, geffded haud Boonekaffi?
Ess haud äbbes Besònnares òrra semma iwwanaachd räisch gänn?
Sind wir über Nacht reich geworden, dass es heute richtigen Bohnen-Kaffee gibt?
[Erzähler] 
... fragt der älteste Sohn Otto 
[Lisbeth][Lisbeth]
Dadd kenne ma uus haud mòòl laischde.
Äisch hann geschda zwòò Fönnef-Margk-Stegga offem Kischeschangk fonn. Dòòmedd hann äisch dann gläisch baim Lien ennkaafd. Onna annarem aach mòòl ä guure Boonekaffi.
Ich habe gestern zwei Fünfmark-Stücke auf dem Küchenschrank gefunden. Und da habe ich eben ein wenig damit eingekauft.
[Otto][Otto]
Waaren dadd die Fönnef-Margk-Stegga die lòò geläa hann?
Ai Modda dòò häddschde dòch eeaschd mòòl fròòe misse.
Oh, was hast Du gemacht? Da hättest Du aber erst fragen müssen.
[Lisbeth][Lisbeth]
Waile essed awwa guud.
Säid wann muss äisch däisch dann eeaschd fròòe òb äisch vonn dämm Gälld dadd off maim Kischeschangk läid äbbes ennkaawe gee|e darref!
Äisch hann aach nuua dadd kaafd wadd ma onnbedenngd gebrouchd hann.
Jòò onn aach mòòl ä Boonekaffi. 
Wai saa ma nuua äisch hädd dadd nedd gedorffd!?
Wieso, seit wann muss ich Dich erst fragen wenn ich einkaufen gehe? Ich habe bei Lorscheiders die Sachen eingekauft die wir unbedingt brauchen und eben auch ein halbes Pfund Kaffee. War das nicht recht?
[Otto][Otto]
Medd dänne Fönnef-Margk-Stegga die omm Schangk gelää hann?Mit den Fünfmark-Stücken die auf dem Kuchenschrank lagen?
[Lisbeth][Lisbeth]
Jòò. Onn ... ?Ja. Und ...
[Otto][Otto]
Omm Hemmelswelle! Dadd es...Um Himmelswillen!
[Lisbeth][Lisbeth]
Jòò wadd dann?Was hast Du denn?
[Erzähler] 
In diesem Moment kommt die Käth in die Stube gelaufen. 
[Käth][Käth]
Modda, Vadda. Jaus steed die Pollizai vòòa uurem Hous. Wadd wellen die dann bai uus?Mutter, Vater! Draußen steht die Polizei vor unserem Haus. Was wollen die von uns?
[Erzähler] 
... und schon hämmert es an die Tür. 
[Polizei][Polizei]
Aufmachen. Hier ist die Polizei!Aufmachen. Hier ist die Polizei!
[Erzähler] 
Lisbeth läuft an die Tür und öffnet. 
[Polizei][Polizei]
Gute Frau. Uns liegt eine Anzeige wegen Falschmünzerei vor.Uns liegt eine Anzeige wegen Falschmünzerei vor.
[Lisbeth][Lisbeth]
... onn wadd hann äisch dòòmed se duue?... und warum kommen Sie dann zu uns?
[Polizei] 
Frau Lorscheider vom Lebensmittelladen hat uns diese Münzen gezeigt. Sie hat gestern Abend die Einnahmen gezählt und da waren zwei schwarze Fünf-Markstücke dabei. Es stellte sich heraus, dass Sie aus Blei sind. Und sie hat sich daran erinnert, dass Sie damit eingekauft haben. Wo haben Sie die falschen Fünf-Mark-Stücke her?  
[Lisbeth][Lisbeth]
Ää, Äisch wääs nedd....Òddo????Äh Ich weiß nicht.... Otto????
[Erzähler] 
Der junge Mann kommt aus der Stube gelaufen. 
[Lisbeth][Lisbeth]
Òddo, wääschd dou äbbes vonn dänne Münnse lòò?Otto, weißt Du wo diese Münzen herkommen?
[Otto][Otto]
Modda äisch wolld ed da vòòahinn graad vazeele.Mutter ich wollte es Dir vorhin erklären.
[Polizei] 
Sie wissen also wo diese Blei-Münzen herkommen? 
[Otto][Otto]
Awwa miea hann doch nuua ...Aber wir haben doch nur ...
[Polizei] 
Aah! Falsche Fünf-Mark Stücke hergestellt! 
[Otto][Otto]
Härr Wachdmääschda. Dadd waa doch nuua soo fò de Schbass. Miea haare doch nedd vòòa dòòmedd äbbes ennkaawe se gee|e. Miea konnde doch nedd wesse dadd ....Herr Wachtmeister. Das war doch nur ein Spaß. Wir hatten doch nicht vor damit etwas Einkaufen zu gehen! Ich habe die Bleimünzen nur in die Küche auf den Schrank gelegt.
Ich konnte doch nicht wissen, dass ...
[Lisbeth][Lisbeth]
Ai ? Òddo onn dadd waare die zwoo Fönnef-Margk-Stegga die omm Kischeschangk gelää hann?
Wie kannschde dann soo äbbes mache!
Onn äisch Tòòg gee|e aach nòch dòòmedd baijed Lien! 

Was hast Du???
Und ich gehe damit auch noch groß einkaufen... 


Bist Du denn ganz verrückt, was hast Du Dir dabei gedacht?

[Polizei] 
Junger Mann, Sie sagen, ... wir? ... Also! Es war noch jemand daran beteiligt? 
[Otto][Otto]
Jòò, mäi Fräind vonn Nääweaan. Miea zwee hann geschda mòòl soo vò die Zäid se vatraiwe onn ous Langewail ä bissi Bläi gegoss.Ja, mein Freund. Wir beide haben die Bleistücke gestern zusammen gemacht. Aber doch nur so zum Zeitvertreib.
[Polizei] 
So so, Blei gegossen, nur so aus Langeweile mal nebenbei Falschgeld gemacht. Da können Sie uns viel erzählen. Sie geben es also zu, dass Sie diese Blei-Münzen gemacht haben! 
Das Herstellen von Falschgeld alleine ist schon eine Straftat. 
Sie sind festgenommen! Kommen Sie mit!
 
[Erzähler] 

Der junge Mann wird abgeführt. 
Die Gießform und das zum Blei gießen benutzte Werkzeug wurde beschlagnahmt.
Auch der Nachbarsjunge wurde von der Polizei verhaftet. 
Die Situation war auf zweierlei Weise schlimm. Zum einen, dass es nun in der Familie einen Geld-Fälscher gab und zum anderen musste man die gekauften Waren mit den mühsam ersparten Groschen regulär bezahlen. Zu allem Unglück wurde der junge Mann auch noch zu acht Monaten Gefängnis verurteilt und sein Kumpel zu einer Bewährungsstrafe.

... die Idee war dann wohl doch nicht so gut gewesen ...
... und die Münzprägerei hatte in Damflos ein schnelles und jähes Ende gefunden.

 

 Die Münzmacher 687NULLTeil1

 

687 Teil2

 

687 Teil3

 

688NULL

 

688NULLDat fäirisch Rad

 

688 Dòò woo wai dadd Bruura Klaus Kabällsche steht, lòò onne an da Bach, dòò waare friea Wisse. Die Laid senn dann frieh morrijens Viehfuura holle gang, an dä Bittschelebärrisch, an die Lambaddswiss, ann|ed Eggelskrät onn aach lòò an dä kläane Bärrisch an da Prims. So senn äänes morrijens, dä Värra Johann onn dadd Wäsi Maarie, bai Zäire ach lòss gang fooa Fuura se holle. Gläisch waaren se schon lòò an da Prims aankomm wie off ämòòl ä groß fairisch Raad dä Bärrisch ronna gerolld komm ess. „ Johann, Johann - omm Himmels Welle wadd es dadd?“ Ganns aschrògg guggd dä Johann hooch onn hadd die Farref gewächseld. Wie vastäänad senn die zwoo stee|e bliev onn dadd fairisch Raad ess wie von Gääschdahand gelängkd emma mee off die zu komm. „Komm Mariie näischs wie fòadd lòò,“ hadd dä Johann geruuf, „dadd lòò ess näischd Naddeealijes!“ Emm Dousch hann|se ija Räsche onn Fuuradischa laije gelòss onn senn dabba, so flodd wie se konnde seregg ennd Dorref gelaaf. Dòò hann se sich mòòl easchd von dämm Schrägge aholle misse onn hann dann dämm Peeda onn dämm Käth, die aach off dämm Wääh an die Wiss waare, von dämm fairije Raad vazeehldl. Dä Peeda hadd nuua memm Kobb gerisseld, dadd Käth saad „ Wäa wääß wadd dadd waa, lòò onne ann dääa Bach waa|red schon emma onnhäämlisch.” Òb dadd fairisch Raad vabrannd ess òrra nòmòò gesieh woad ess, wääs haud kääne mee. Ma kann jòò aach kääne mee fròòe von dänne, die dòòmòls dòòdebai waare. ©Margareta Bouillon-AdamsDadd fairisch Raad

 

688Da wo jetzt das Bruder-Klaus-Kapellchen steht, unten am Bach, waren früher Wiesen. Die Leute gingen dann früh morgens Heu holen, an den Bittschelenberg, an die Lambertswiese, zum Eggelskrät  und auch hier an den kleinen Berg an der Prims. So sind eines Morgens auch der alte Johann und die alte Marie frühzeitig losgegangen, um Heu zu holen. Bald kamen sie an die Prims, als auf einmal ein großes feuriges Rad den Berg runter gerollt kam. „Johann, Johann – um Himmels Willen, was ist das?“,  
Ganz erschrocken und ängstlich schaute der Johann nach oben und wechselte die Farbe. Wie versteinert standen die zwei da und das feurige Rad kam, wie von Geisterhand gelenkt, immer näher auf die beiden zu. „Komm Marie nichts wie weg hier“, 
rief der Johann, "das da ist nichts Natürliches!“ Überstürzt ließen sie ihre Rechen und Futtertücher liegen und rannten so schnell wie sie konnten zurück ins Dorf. Dort erholten sie sich erst mal von dem Schrecken und erzählten dem Peter und der Käthe, die auch auf dem Weg zu dieser Wiese waren, von dem feurigen Rad. Der Peter schüttelte nur den Kopf, die Käthe sagte: „Wer weiß, was das war. Da unten am Bach war es schon immer unheimlich.“ Ob das feurige Rad verbrannte oder noch mal erschienen ist, weiß heute keiner mehr. Man kann ja auch keinen mehr fragen von denen, die damals dabei waren. ©Margareta Bouillon-AdamsDas feurige Rad

 

688[offgeschrief von Margret Bouillon-Adams, 
Damflosa Pladd von Karl-Heinz Kaub] Rollenverteilung:
Erzählerin: Marika Bauer
Johann: Matthias Bauer
Marie: Maria Bouillon
Peeda: Stefan Pink

Mit freundlicher Unterstützung von www.audiyou.de 
Sounduntermalung: "on-a-nightly-basis-3042"Rollenangaben

 

688Der Schutzpatron der Kirche von Damflos ist Johannes der Täufer, dessen Gedenktag der 24. Juni ist. Der Johannistag ist verknüpft mit der am 21. Juni stattfindenden Sommersonnenwende und dem Brauchtum des Johannisfeuer. Zu den Bräuchen zählte in der Johannisnacht der Tanz um das Johannisfeuer. Das Johannis- oder Würzfeuer steht in Zusammenhang mit Feuer- und Sonnensymbolik wie auch der Sonnenwende, weshalb es selbst häufig als Sonnenfeuer bzw. Sonnwendfeuer bezeichnet wird. Es ist ein erstmals seit dem 12. Jahrhundert, seit dem 14. Jahrhundert häufig, belegter Brauch. Es wird in der Nacht vor dem Johannistag angezündet. Das vor allem auf Bergen stattfindende Feuer ist ein altes Symbol für die Sonne und damit für Christus. Auch Johannes selbst hat mit Feuer zu tun, denn er gilt entsprechend dem Propheten Maleachi als der Vorläufer Jesu (Mal 3,1–2 LUT). Johannes sagte, dass Christus mit „Feuer und mit Geist“ taufen werde (Mt 3,11 LUT). Die Höhen- oder Bergsymbolik findet sich im sogenannten Lobgesang des Zacharias, des Vaters von Johannes (Lk 1,76–78 LUT). Scheiterhaufen für ein Johannisfeuer Dem Volksglauben nach sollte das Johannisfeuer böse Dämonen abwehren, die Krankheiten hervorrufen oder Viehschaden und misswüchsige Kinder bewirken. Darauf deuten auch die Strohpuppen hin, die man in manchen Gegenden ins Feuer wirft (Hanslverbrennen). Insbesondere sollten auch Hagelschäden abgewehrt werden. In dieser Beziehung deckt sich das Johannisfeuer mit dem Hagelfeuer. Diese Wirkungen des Johannisfeuers liegen vermutlich in der hohen Popularität des Heiligen begründet, dem auch sonst starke Kräfte zuerkannt wurden; man vergleiche die im Mittelalter außergewöhnlich stark verbreiteten Namen Hans, Johannes, Jan oder Jean. Mittelalterliche Namensgebung bedeutete vielfach, dass dem Kind der entsprechende Heilige als Schutzpatron zugeeignet wurde. Das Johannisfeuer findet man in verschiedener Ausgestaltung fast über ganz Europa verbreitet. Die südlichste Sonnenwendfeier mit Johannisfeuer war lange Zeit in Alicante, heute ist es in Torrevieja. Das beim Johannisfeuer mancherorts verwendete umwälzende Rad wird als Sonne gedeutet. Ein Zusammenhang könnte außerdem mit dem Not- oder Nodfeuer bestehen, dessen Hergang weitgehend vergleichbar ist. 

[Quelle: wikipedia.de]

Johannistag

 

689Die Geschichte der deutschen Auswanderung

 

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